Region 6
Niederrhein, Eifel, Hunsrück, Pfalz und Saarland

Das Matronenheiligtum ist in Gefahr

eine Zusammenstellung der Aktionen und Zeitungsartikel


Aktionen und Zeitungsartikel: August, September 2010

Aktionen und Zeitungsartikel: Oktober, November 2010

Aktionen und Zeitungsartikel: Dezember 2010

Aktionen und Zeitungsartikel: 2011



17.12.10 JdF
Workshop: Eine Bebauung ist unerwünscht
von Michael Greuel

Sämtliche Ideen sollen nun von der Verwaltung ausformuliert und in einem Kriterienkatalog zusammengefasst werden. Gemeinsam mit weiteren Erkenntnissen wird dieser Katalog Grundlage für einen Planungswettbewerb sein.
Rund 30 Teilnehmer nahmen mit Dr. Imke Ristow und Wilfried Pracht am Workshop zum Archäologischen Landschaftspark teil.
Rund 30 Teilnehmer nahmen mit Dr. Imke Ristow und Wilfried Pracht am Workshop zum Archäologischen Landschaftspark teil.

Nettersheim - Trotz teils heftigen Schneetreibens fanden sich am Donnerstagabend rund 30 Interessierte im Nettersheimer Naturzentrum ein, um in einem Workshop gemeinsam mit Bürgermeister Wilfried Pracht und der Gemeindearchäologin Dr. Imke Ristow Kriterien für die Gestaltung des Archäologischen Landschaftsparks zu entwerfen. Da mehrere Veranstaltungen dieser Art geplant sind, einigten sich die Anwesenden zu Beginn darauf, an diesem Abend den Fokus auf den Bereich „Görresburg“ zu legen. Im Vorfeld war es hinsichtlich des vormals angedachten Kubus auf dem dort befindlichen Matronenheiligtum zu starken Protesten gekommen.
Nach einer kurzen Einführung durch Imke Ristow hatten die Teilnehmer in Form eines „Brainstorming“ die Möglichkeit, ihre Ideen und Bedenken zu schildern, die allesamt notiert wurden. Dabei wurde schnell deutlich, dass ein Großteil der Anwesenden eine Lösung ohne Bebauung bevorzugen würde. Andrea Poensgen, von Beruf selbst Planerin, meinte beispielsweise, dass eine Rekonstruktion des Ganzen kitschig wirken würde. Zudem sei eine Bebauung äußerst unsensibel, da die Menschen den Ort so behalten wollten, wie er sei, hieß es weiter.
Auch Sophie Lange, ausgewiesene Matronen-Expertin, favorisierte eine Lösung ohne Bebauung. „Die Ausstrahlung des Matronen-Heiligtums kann man durch Gebäude nicht darstellen“, sagte sie. Sinnvoller sei es, das Gelände mit ortstypischen Pflanzen und Sträuchern zu gestalten und aufzuwerten. Eventuell könne man auch eine Stieleiche pflanzen, so bekomme man dort auf nicht störende Weise eine Sichtmarke, lautete eine weitere Anregung eines Teilnehmers.
Darüber hinaus sei eine sensible Aufbereitung des Hohlwegs, der zum Matronenheiligtum führt, dringend notwendig. Modelle und Skizzen, wie die Anlage früher ausgesehen haben könnte, und weitere Informationen, solle man beispielsweise im Naturzentrum und auf Infotafeln in der Nähe der Görresburg zeigen. 

Um die Fundamente zu schützen, sei durchaus auch eine kleine Aufmauerung denkbar, regte Gudrun Nositschka an. Bei alledem sollten natürlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die man sich von den weiteren Grabungen im kommenden Jahr verspricht, berücksichtigt werden. Wichtig war es vielen Anwesenden zudem, die Matronen ins Zentrum der Planung zu rücken. 

Matronenmuseum?
So sei beispielsweise ein Matronenmuseum wünschenswert. Darin sollen dann unter Anderem originale Matronensteine ausgestellt und für Besucher zugänglich gemacht werden. Weiterhin wünsche man eine Vernetzung des Nettersheimer Heiligtums mit anderen Matronenstätten in der näheren Umgebung und im Linksrheinischen. Das Ganze könne dann in einer Art „Matronenwanderweg“ aufgehen, so der Vorschlag.
Sämtliche Ideen sollen nun von der Verwaltung ausformuliert und in einem Kriterienkatalog zusammengefasst werden, erklärte Bürgermeister Pracht. Gemeinsam mit den Erkenntnissen der geplanten Grabungen im Sommer und Herbst 2011 werde dieser Katalog dann als Grundlage für einen Planungswettbewerb dienen. „Ich glaube, dass wir in diesem Wettbewerb eine für alle Beteiligten positive Lösung finden werden“, zeigte sich der Bürgermeister zuversichtlich. Auf Nachfrage betonte er nochmals, dass der im ersten Entwurf geplante Kubus keinesfalls zur Ausführung kommen werde. Aufgrund der neuen Erkenntnisse sei diese Vorstellung überholt, so der Verwaltungschef. Zudem seien im Jahr 2011 weder an der „Görresburg“, noch am „Steinrütsch“ irgendwelche Baumaßnahmen geplant.

Zur Transparenz des gesamten Projektes will die Verwaltung zusätzlich ein Folgekostenkonzept aufstellen, aus dem hervorgehen soll, dass der Archäologische Landschaftspark ein rentables und zukunftsweisendes Vorhaben ist. Damit möchte man Vorwürfen entgegenwirken, die den Park als Verschwendung von Steuermitteln bezeichnen.


22.12.10 JdF Auf alten Pfaden bis zum Atlantik
Von Susanne Happe

Grünes Licht für die Fahrt in den „Erlebnisraum Römerstraße“, der die alten römischen Routen im Rheinland erlebbar machen will: Kölns RP Gisela Walsken überreichte eine Zuwendung von knapp sechs Millionen Euro an die Initiatoren.

Köln - KÖLN. Grünes Licht für die Fahrt in den „Erlebnisraum Römerstraße“. Kölns Regierungspräsidentin Gisela Walsken überreichte am Dienstag einen Zuwendungsbescheid über knapp sechs Millionen Euro an Ulrike Lubek, Direktorin des Landschaftsverbands Rheinland, die ihn umgehend mit ihrer Unterschrift versah: „Was man hat, das hat man.“ Die sechs Millionen sind 80 Prozent der kalkulierten Kosten. 1,5 Millionen Euro sollen Gemeinden und Städte beisteuern, die sich zusammengetan haben und das römische Straßennetz, das einmal stolze 100.000 Kilometer betrug, in Teilen zu sichern und zu schützen und wieder erlebbar zu machen. Mit der so genannten „Erftstädter Erklärung“ verpflichteten sich dazu als Teil der Regionale 2010 19 Teilnehmer: Köln, Hürth, Erftstadt, Zülpich, Nettersheim, Blankenheim, Kall, Mechernich, Bad Münstereifel, Dahlem, Frechen, Bergheim, Elsdorf, Niederzier, Jülich, Aldenhoven, Baesweiler, Herzogenrath und Übach-Palenberg.
Es geht zum einen um die rund 90 Kilometer lange ehemalige römische Staatsstraße „Agrippastraße“ von Köln durch die Börde bis nach Dahlem und zum anderen um 70 Streckenkilometer der „Via Belgica“, die von Köln über Jülich und Maastricht bis zur Atlantikküste und Boulogne-sur-Mer führt.
Regierungspräsidentin Walsken unterstrich: „Es handelt sich um eines der großen Projekte in unserem Haus.“ Sie hob besonders die Bedeutung der interkommunalen Zusammenarbeit hervor, „das ist nicht selbstverständlich“. LVR-Direktorin Ulrike Lubek betonte, der Landschaftsverband, der keine eigenen Mittel beisteuert, sei stolz, die fachliche und organisatorische Koordination des Projektes übertragen bekommen zu haben.

Drei Infozentren geplant
Der Chef der Bodendenkmalpflege im Rheinland, Professor Jürgen Kunow, sagte, zum einen wolle man durch ein einheitliches Kennzeichnungssystem, an dem sich alle Kommunen beteiligen, einen Wiedererkennungswert schaffen. Rad- und Wanderwege sollten soweit wie möglich auf der alten Römertrasse geführt werden.
Zum anderen werde es in regelmäßigen Abständen so genannte Mansiones geben. Das sind Raststätten mit Informationsbereichen, zu denen man mit dem Auto gelangt und auf das Fahrrad umsteigen kann. Darüber hinaus sind drei große Infozentren geplant. Das eine wird im Römisch-Germanischen Museum in Köln eingerichtet, das andere in Nettersheim und das dritte in Jülich. Weitere Bausteine sind Projekte, die bedeutsame Funde für die Besucher erlebbar machen sollen. Dazu gehört eine Teilrekonstruktion eine römischen Villa in Blankenheim und ein archäologischer Landschaftspark in Nettersheim. Walsken betonte, mit dem Zuwendungsbescheid sei das Projekt Erlebnisraum Römerstraße „durchgefördert“.

27.12.10 JdF
Liebe Freundinnen und Freude des Matronenheiligtums auf der Görresburg, nach dem ersten Workshop der Gemeinde Nettersheim zum Archäologischen Landschaftspark, bei dem es nach dem Willen der Teilnehmenden um die Gestalt bzw. Gestaltung des Matronenheiligtums ging, war für mich erstaunlich, dass dem Bürgermeister klar gewesen sein muss, dass es lt. Richtlinien der europäischen Geldvergabe ohne Gestaltungswettbewerb nicht gehen könnte. Also trugen wir unsere Ideen vor und wurden zu unserer Freude darin auch von Menschen aus Nettersheim unterstützt, die wir noch gar nicht kannten. Frau Ristow sollte die Ideen gut sichtbar aufschreiben. Sie tat es bei manchen nicht gern und musste von Claudia Golomb mehrfach deswegen angemahnt werden, so dass schließlich sogar der BM zu Frau Ristow sagte: „Nun schreiben sie schon!“ So wollte sie ungern notieren, dass die Matronen im Mittelpunkt der Überlegungen stehen müssten und dass das Weltkulturerbe anzustreben wäre. Einige weitere Ideen entnehmt bitte dem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers, der dieses Mal aussagestärker ist als der von der Kölnischen Rundschau. Klar scheint auch zu sein, dass dieser Wettbewerb für den gesamten Archäologischen Landschaftspark ausgeschrieben werden soll, sobald mindestens zwei weitere Workshops stattgefunden haben, also vermutlich erst im Frühsommer. Auch wenn sich niemand für den Kubus aussprach, auch der BM und Frau Ristow nicht, müssen wir sehr aufpassen, was in der Ausschreibung für das Matronenheiligtum stehen wird, so dass nicht durch die Hintertür doch etwas Turmartiges gebaut wird.
Leider hat die RP (also die Bezirksregierung) nach unserem Workshop trotz einiger Protesteingaben, das Geld für den gesamten Erlebnisraum Römerstraße an den LVR bereits freigegeben. (Siehe  Bericht aus Köln). Ob damit Auflagen verbunden sind und ggf. welche das sind oder ob der Bereich Görresburg wie von uns gefordert ausgenommen worden ist, weiß ich nicht. Also noch keine Entwarnung, nur ein vorläufiges Durchatmen und Zeit zum Kräftesammeln.
Es wäre gut, wenn wir auch bei den nächsten Workshops gut vertreten sind. Wann der nächste stattfindet wurde noch nicht gesagt.
Bitte helft durch euer Interesse weiter mit, dass unsere Aktivitäten nicht erlahmen. Ich wünsche uns allen ein erfreuliches Jahr 2011 und sage Dank.
PRO  MATRONIS, Gudrun Nositschka


30.12.10 JdF Landschaftspark hui, Kubus pfui

von Michael Greuel

Wie genau das Gebiet an der „Görresburg“ gestaltet werden soll, ist unklar. In einem Workshop wurden Ideen von Interessierten gesammelt, die als Kriterienkatalog eines Wettbewerbs dienen sollen. So hatte sich ein Ingenieurbüro den Schutzbau im Landschaftspark gedacht. Doch die Bevölkerung lief gegen den Kubus Sturm. 

Nettersheim - Als sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses Ende Juni einstimmig dafür aussprachen, bei der Kölner Bezirksregierung einen Antrag einzureichen, mit dem Ziel, im Rahmen der „Regionale 2010“ im Gebiet rund um Nettersheim einen „Archäologischen Landschaftspark Eifel“ zu errichten, waren die Verantwortlichen sicherlich von positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung ausgegangen. Mit dem massiven Protest, der sich angesichts des Projekts in den folgenden Wochen formierte, hatten die Verantwortlichen wohl kaum gerechnet.
Stein des Anstoßes in den zahlreichen Protestschreiben, die seitdem nicht nur im Zingsheimer Rathaus, sondern auch bei der Landesregierung und in verschiedenen Landesministerien eingegangen sind, war ein geplanter Schutzbau in Form eines Kubus auf dem Matronenheiligtum „Görresburg“. Die Kritiker stammten aus der Gemeinde selbst, aber auch von außerhalb, und sie waren sich darin einig, dass der Kubus als Fremdkörper wirke, das Landschaftsbild zerstöre und es keine Notwendigkeit für das Bauwerk gebe. Laut einiger Kritiker werde zudem „ein intakter sakraler Bereich nachhaltig gestört“. Die Kubus-Gegner betonten allerdings auch, dass man grundsätzlich für die Errichtung des Landschaftsparks sei - nur eben ohne Kubus.

Ratsbeschluss
Als Reaktion auf die Proteste veranstaltete die Verwaltung im November einen Informationsabend, zu dem rund 200 Besucher in den Nettersheimer Dorfsaal kamen. Neben Experten wie der Gemeindearchäologin Dr. Imke Ristow, die den Zuhörern die Pläne zum Landschaftspark erläuterte, kam dort in Person von Gudrun Nositschka auch die Interessengemeinschaft „Matronenheiligtum Görresburg“ zu Wort, die sich klar gegen die Errichtung eines Kubus aussprach. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion deutete Bürgermeister Wilfried Pracht erstmals an, dass man sich angesichts der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die das Grabungsteam um Professor Salvatore Ortisi erbracht hatte, vom Bau eines Kubus distanziert habe. Zudem wurde man nicht müde zu betonen, dass es sich bei dem Schutzbau lediglich um einen ersten Entwurf gehandelt habe, der nötig war, um den Antrag bei der Bezirksregierung stellen zu können. Die Errichtung des Landschaftsparks sei jedoch nicht von dem Bau des Kubus abhängig, hieß es seitens der Verantwortlichen weiter.
Wie genau das Gebiet an der „Görresburg“ gestaltet werden soll, ist unklar. In einem Workshop wurden Mitte Dezember Ideen von Interessierten gesammelt, die gemeinsam mit den Erkenntnissen aus weiteren Grabungen im kommenden Jahr als Kriterienkatalog eines Wettbewerbs dienen sollen. Beim Workshop wurde bereits deutlich, dass eine Mehrheit einer neuen Gestaltung des Gebietes durchaus positiv gegenübersteht, diese jedoch ohne jegliche Bebauung auskommen müsse. Fest steht, dass im Jahr 2011 keinerlei Baumaßnahmen stattfinden werden. Das beschloss der Rat in seiner letzten Sitzung des Jahres am 21. Dezember.