Region 13
Bayerischer Wald, Unterbayern, Oberbayern, Chiemgau

Die Höllentalklamm
Ein grandioses Naturschauspiel am Fuße der Zugspitze
Petra


Der Text und die Fotos stammen aus dem Rundbrief für Göttinnenspiritualität: "Schlangengesang", Ausgabe 66
uund werden mit fräundlicher Genehmigung von Petra bei uns abgedruckt.

Der Rundbrief "Schlangengesang" erscheint alle drei Monate und kann per Mail abonniert oder online gelesen werden. www.schlangengesang.com


Die Höllentalklamm

In den Alpen gibt es viele Kraftorte. Dazu zählt für mich die Höllentalklamm. Sie liegt am Fuß der Zugspitze bei Grainau. Zur Höllentaleingangshütte wandert man ca. eine ¾ Stunde und Jahr für Jahr zieht es viele Touristen in diese spektakuläre Landschaft die aus Felsen und Wasser geschaffen wurde.

„Eines Tages war der Graf von Hammersbach, wie schon so oft, auf der Jagd. Denn dies war seine große Leidenschaft. Da sah er den prächtigsten Hirsch seines Lebens. Sofort setzte er ihm nach. Gerade als er ihn endlich gestellt hatte und zum Schuss kommen wollte, hörte er eine Stimme die sagte: „Dieser Hirsch steht unter meinem Schutz. Wenn du ihn tötest wird dich und deine Familie alles Glück verlassen.“ Der Graf schaute sich verwundert um, aber er sah niemand. Mittlerweile war der Hirsch verschwunden. So ritt er unverrichteter Dinge wieder nachhause. Aber dieser Hirsch ließ ihm keine Ruhe. Er wollte unbedingt diese kapitale Trophäe haben. Und so machte er sich am nächsten Tag wieder auf den Weg. Nach langer Suche fand er das Tier. Und wieder hörte er die Stimme, gerade als er schießen wollte. Und wieder gelang dem Hirsch die Flucht. Noch einmal versuchte der Graf ihn zu jagen. Aber nach langer Verfolgung wurde durch dieselbe Stimme sein Jagdglück noch einmal verhindert. Jetzt wurde der Graf wütend. So schnell gab er nicht auf. Die erhaltene Warnung schlug er sprichwörtlich in den Wind. Er organisierte mit den Bauern von Hammersbach ein paar Tage später eine Treibjagd. Tatsächlich gelang es den Treibern den Hirsch in unwegsamem Gelände in eine Falle zu locken. Es gab kein Entkommen. Da erklang tief aus der Erde ein Grollen und sie bebte und erzitterte. Die Bauern schauten sich angstvoll um und ergriffen die Flucht. Der Graf aber wollte endlich den Hirsch erlegen. Da öffnete sich mit lautem Getöse die Erde. Direkt unter dem Graf, der in seinem Jagdfieber auf nichts achtete. Er stürzte ab und der Hirsch konnte unbehelligt fliehen. Die Ankündigung der Stimme, dass alles Glück nicht nur den Grafen sondern auch seine Familie verlassen würde, bewahrheitete sich. Die Familie verarmte. Zwei Generationen später starb dieses einst so stolze Geschlecht aus. Heute fehlt jede Erinnerung daran“.

Das Wort Hölle, althochdeutsch hell(i)a, mittelhochdeutsch helle, bezeichnet im altnordischen Hel, den Ort der Toten, und auch die nordische Todesgöttin Hel. Es ist verwandt mit dem Wort verhehlen und bezeichnet was Verborgenes. Also das verborgene Tal. Ein passender Name für einen Ort, der nur schwer erreichbar ist. Außerdem sind wir mitten im Gebein der Mutter Erde, umgeben von Steinen und Wasser. Im wahrsten Sinne des Wortes ein unwirklicher Ort.

Im Schwarzwald gibt es einen sehr ähnlichen Mythos. Dort hat ein Hirsch auf der Flucht vor seinem Jäger die engste Stelle der Schlucht im Höllental übersprungen. Zur Erinnerung steht an derentsprechenden Stelle ein Hirsch aus Bronze. Mythen über jagende Männer, die einem Hirsch hinterher hetzen, gibt es viele. Oft verirren sie sich und geraten so in die Anderwelt.

Der Hirsch hatte für die Menschen in den Alpen schon immer eine wichtige Bedeutung. Seit der Jungsteinzeit wird er in Felsen geritzt und ist eins der am häufigsten vorkommenden Tierdarstellungen. Schon damals war er als Jagdtier heiß begehrt. Aber er hatte auch kultischen Charakter. Durch das Geweih ist der Hirsch mit der Anderwelt verbunden. Er hat Kontakt zur geistigen Welt und ist Vermittler zwischen ihnen. Als heiliges Tier begleitet er Artemis, die griechische Göttin der Jagd und Geburt. Sie ist auch, als Hekate, eine Unterweltgöttin und da wären wir wieder bei Hel. Als männlicher Gott denke ich sofort an „den Gehörnten“, den manche auch unter dem keltischen Namen Cernunnos kennen, der Begleiter der großen Erdmutter. Hirsche werden aber auch mit Feen assoziiert. Es heißt sie halten sich Hirsche als Haustiere. Sicher ist, wenn wir den Mythos wörtlich nehmen, das jemand Mächtiges das Seine geschützt hat.

Wie ging es mir in der Klamm? Zusammen mit vielen Wanderern und Touristen habe ich diese an Pfingsten bei strahlendem Wetter besucht. Die Klamm ist ein grandioses Naturschauspiel. Der Hammersbach hat sich tief durch das Gestein gegraben. Aber mir wird es meist schnell zuviel. Wenn ich mich bewusst für die Energien dieses Ortes öffne habe ich das Gefühl fliehen zu müssen. Ein schwerer Druck lastet auf mir und ich fühle mich nicht wirklich willkommen. Ich möchte nur noch raus und atme auf, wenn ich das Tal erreiche. Dies zuviel an Energie, diese starken energetischen Empfindungen lassen auf die Anwesenheit einer geistigen Präsenz schließen.

Die Klamm wurde 1902-1905 von dem Ingenieur Adolf Zoeppritz mit Hilfe von Grainauern Bergführern erschlossen und passierbar gemacht. Dabei kam es zu kleineren Unglücken, aber die Arbeit konnte ohne Tote abgeschlossen werden. Doch gibt es in der Klamm immer mal wieder tödliche Unfälle. Die Passierbarkeit der Höllentalklamm muss jedes Jahr aufs Neue mit erheblichem Aufwand hergestellt werden. Jeden Winter kommt es durch Schnee und Lawinen zu Schäden, die im Frühjahr wieder repariert werden müssen. Die Brücken werden im Herbst zerlegt und im Frühjahr neu aufgebaut. Auch die Tunnel müssen neu gesichert werden. Dafür zuständig ist die Sektion Garmisch Patenkirchen des DAV. An der Höllentaleingangshütte ist deshalb ein kleiner Eintritt zu zahlen. 2014 waren das für einen Erwachsenen 4€. Wer sich selbst einen Eindruck von der Höllentalklamm machen möchte, kann dies in der schneefreien Jahreszeit von Mai bis Oktober.

Petra


Der Text und die Fotos stammen aus dem Rundbrief für Göttinnenspiritualität: "Schlangengesang", Ausgabe 66
und werden mit fräundlicher Genehmigung von Petra bei uns abgedruckt.
www.schlangengesang.com

Verwendete Literatur:

Die Kraft des Ortes, Stefan Brönnle, Saarbrücken 2009
Krafttiere – Boten der Göttin, Irene Dalichow, München 2003
Felszeichnungen der Alpen, Ausilio Priuli, Köln 1984
Kleines Lexikon des Aberglaubens, Ditte und Giovanni Bandini, München 1998
http://www.hoellentalklamm-info.de/ zugriff 26.7.2014
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6lle zugriff 26.7.2014
http://de.wikipedia.org/wiki/Hel_%28Mythologie%29 zugriff 26.7.2014
http://www.alpenverein-gapa.de/index.php?id=150 zugriff 27.7.2014
http://de.wikipedia.org/wiki/Hirsche zugriff 30.7.2014
http://de.wikipedia.org/wiki/Artemis zugriff 30.7.2014
http://www.rabenseiten.de/faerieland/fdeer.htm zugriff 30.7.2014