Region 13
Bayerischer Wald, Unterbayern, Oberbayern, Chiemgau


Die Roseninsel

Ein Ort der schwarzen Göttin am Starnberger See
Doreen Doristochter


Beim *Philiasophischen Abend in München hören Daniela und ich von der Roseninsel im Starnberger See. Wir spitzen beide sofort die Ohren. Ein Godeort gleich in der Nähe von München? Das müssen wir uns ansehen! Als Daniela das nächste Mal in München ist, fahren wir an einem Sonntag hin.

Wir nehmen die S-Bahn Richtung Tutzing und steigen in Feldafing aus. Von dort geht es ein kleines Stück durch den Ort. Etwa alle 500 Meter weist uns ein Wegweiser den Weg zum See. Die Sonne scheint und wir genießen den Spaziergang zum Starnberger See. Im Zentrum des Dorfes schauen wir noch einmal auf der dort aufgestellte Karte nach. Der Fußweg zum See trägt den Namen Königin Elisabeth-Weg. Dieser führt durch den Lenné-Park und über einen Golfplatz zum Ufer des Starnberger Sees. Dort gibt es einen Bootsanlegeplatz, von dem aus eine Überfahrt zur Roseninsel möglich ist.

Die Roseninsel ist zirka 200 Meter vom Ufer entfernt. Wir witzeln kurz darüber, dass wir auch schwimmen könnten, nehmen dann aber doch lieber die hübsche Fähre. Bei einer Ticketverkäuferin, die am Ufer sitzt, erwerben wir ein Ticket für 4€ hin und zurück. Der Fährmann verlängert die kurze Überfahrt durch einen eleganten Schlenker und gibt uns eine kleine Einführung in die Geschichte der Roseninsel. Er weist uns auf die wunderbar blühenden und duftenden Rosen und auf die vielen außergewöhnlichen, alten Bäume hin. In Kürze erzählt er außerdem die Geschichte der Insel. Wir erfahren, dass dort die ältesten Siedlungsspuren der Gegend gefunden wurden. Die Roseninsel ist also seit langem ein beliebter Kultplatz.

Drüben angekommen streben wir gleich zur uralten gefiederten Buche, die als Naturdenkmal geschützt ist. Ohne Schild hätten wir darin keine Buche erkannt, da die Blätter gezackt sind. Einzig am Stamm ist die Baumart zu erahnen. Wir umrunden die kleine Insel in Uhrzeigerrichtung. Trotz der vielen Menschen ist es angenehm ruhig hier.

Einem Buch entnehmen wir, dass es hier Pfahlbauten geben soll. Obwohl wir intensiv Ausschau halten, können wir sie nicht entdecken, da der Wasserspiegel des Sees durch die Schneeschmelze in den Alpen sehr hoch ist. Die Pfahlbauten gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Noch bevor wir den Rosengarten erreichen, können wir den Duft der Rosen wahrnehmen. Eine wirkliche Pracht! Bienen und Hummeln laben sich an den unzähligen Rosen und den vielen Lavendelblüten. Wir erfräuen uns daran, uns gegenseitig die Namen der Rosen vorlesen und uns die Namensgeberinnen vorzustellen.

Nach diesem intensiven Geruchserlebnis baden wir an einer schönen Badestelle in der Nähe des sogenannten Casinos im klaren Wasser des Starnberger Sees. Um die Insel herum ist das Wasser sehr flach, so dass das Wasser angenehm warm ist. Ein wunderbares Vergnügen. Danach genießen wir unser mitgebrachtes Picknick an dem kleinen Strand.

Zum Abschluss besuchen wir das kleine Museum auf der Insel. Der Eintritt ist frei. Wir erfahren, dass eine Wand des Museums noch die alte Kirchenwand ist. Diese Kirche wurde hier schon sehr früh errichtet. Wir müssen daher von einem bedeutenden Kultplatz ausgehen, der offensichtlich schon früh christianisiert wurde.

Im ersten der beiden Zimmer wird die Frühgeschichte der Insel behandelt. Hierzu sind einige archäologische Funde ausgestellt. Unter anderem wurden jungsteinzeitliche Gebeine von sechs Menschen auf der Insel gefunden. Wir gehen davon aus, dass es sich bei der Insel um einen Ort der Schwarzen Göttin handelt. Auch die Rosen des Rosengartens deuten darauf hin. Laut Heide-Göttner Abendroth handelt es sich bei Rosengärten immer um Stätten der Totenverehrung. Die Insel liegt zudem an der Westseite des Starnberger Sees, der dem Totenreich zugewandten Himmelsrichtung.

Wir können hier deutlich die Kräfte dieses alten Platzes spüren, der schon lange vor unserer Zeit von unseren Vorfahrinnen als Kultstätte ausgesucht und genutzt wurde.

Im Museum ist auch diese Abbildung zu sehen, die dort fälschlicherweise als  „Hochzeitpaar“ benannt ist. Vielmehr handelt es sich um eine Vogelgöttin und eine Bienenkönigin. Für uns sehen sie aus wie zwei Schwestern. Die eine hakt sich bei der anderen selbstverständlich ein.

Auf dem Rückweg spazieren wir am Starnberger See entlang bis zur nächsten S-Bahn-Station Possenhofen. Der Fährmann hat uns eine Gaststätte empfohlen, in der wir einkehren und bayerische Spezialitäten genießen.

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages erreichen uns auf einer Lichtung im Park. Wir wundern uns, dass es um uns herum immer leerer wird, bis uns einfeinfällt, dass heute ein EM-Spiel stattfindet. Schließlich haben wir den Park fast für uns alleine. Zum Abschluss des Tagesausflugs schwimmen wir an einer Badebucht ein letztes Mal für diesen Tag der Sonne entgegen.

Doreen Doristochter


*Philiasophischer Abend: Einmal im Monat treffen sich matriarchatsinteressierte Frauen aus München und Umgebung. Bei den Treffen werden Themen rund ums Matriarchat diskutiert, z.B. Affidamento, Mutterlinie, Bücherdiskussionen etc. Die Frauen treffen sich reihum und präsentieren ihre Recherchen zum jeweiligen Thema.