Region 13
Bayerischer Wald, Unterbayern, Oberbayern, Chiemgau

Die Sunderburg

eine kurzweilige Wanderung an der Amper

von Daniela Parr


erster Ausflug

Sunderburg

Von Gauting aus fahren wir mit dem Auto zur Sunderburg, die sich zwischen Grafrath und Schöngeißing befindet. Das Auto parken wir an einem idyllischen Waldweg, der in Richtung Amper führt. Für unsere Wanderung haben wir uns bestes Herbstwetter ausgesucht. Die Bäume tragen teilweise noch buntes Laub, andere haben ihre Blätter schon fast vollständig abgeworfen.

Schon an der nächsten Biegung entdecken wir einen Hügel, der ganz ähnlich geformt ist wie die Sunderburg. Noch sind wir allerdings nicht an unserem Ziel angekommen. Ein paar hundert Meter weiter, weist uns ein Schild den Weg Um auf den Hügel der Sunderburg zu gelangen, müssen wir den Weg verlassen und einen kleinen Hügel hinaufsteigen.

Oben angekommen haben wir einen tollen Ausblick auf die Amper, die unten im Tal entlang fließt. Die Besucherinnen vor uns haben kleine Steinkreise angelegt oder Steine zu Häufchen aufgetürmt. Im Herbstlaub sieht das alles sehr schön aus. Wir verweilen eine ganze Zeit hier oben. Schließlich erkunden wir zum Abschluss das komplette Gelände der Sunderburg, um die Größe der Anlage besser abschätzen zu können.

         

Für die Herkunft des Namens Sunderburg gibt es zwei verschiedene Erklärungen. Einmal wird sie von "Sündernburg" abgeleitet, andere Quellen sprechen von der "Sunnenburg" oder "Sonnenburg". In alten Flurkarten findet sich auch der Name "Schlossberg".

Die Sunderburg wird als ehemalige Burgstätte bezeichnet. Der Hügel war allerdings schon in der Frühbronzezeit besiedelt und die Burg ist viel jüngeren Datums. Auf Grund der Lage des rundlichen Hügels auf einem Geländesporn nehmen wir an, dass der Platz zu den verschiedensten Zeiten kultisch genutzt wurde. Nördlich des Hügels verläuft ein Doppelgraben in Richtung der Amper, dessen Bedeutung unklar ist.

Der Sage nach soll ein Bauer auf der Sunderburg einmal eine Glasscherbe gefunden haben. Als er nach Hause kam, war sie zu Gold geworden. Als er noch mehr Glasscherben holen wollte, fand er keine mehr. Im Schlossbrunnen sollen zwei Wassereimer voller Gold liegen. Diese Schätze sinken immer wieder in die Tiefe. Sagen, in denen ein Schatz im Berg liegt, weisen oft auf alte Kultplätze hin, die durch die Christianisierung verboten und schließlich verteufelt wurden.


sogenannte "Opfersteine"

Am anderen Ende der Sunderburg folgen wir einem Waldweg, der uns von der Amper weg führt. Links zweigt ein schmaler Pfad zu den sogenannten "Opfersteinen" ab. Wir sind sehr gespannt, was wir hier finden werden, da wir die Bezeichnung zufällig auf der Karte entdeckt haben.

In einem Loch im Wald liegen zwei längliche Steine. Der hintere wirkt wie ein Thron, der sich mehrstufig auftürmt. Der vordere liegt ganz flach da und ist ein Stück länger als der Thronstein. Er weist ein Nabelloch im unteren Drittel auf. Jede von uns probiert den Thronstein als Sitz aus. Uns fällt auf, dass es in dem Erdloch sehr kühl ist.

         

Um den Platz herum haben Frauen Gaben abgelegt. Unter den Wurzeln der umliegenden Bäumen finden wir Muscheln, Nüsse und weiße Kieselsteine. Auf einer kleinen Wiese liegt aus ein aus hellen Steinen gelegtes Sonnenrad.

Wir legen eine Blume auf dem Nabelstein ab und zünden Räucherwerk an.



zweiter Ausflug

Mit Doreen starte ich ein paar Monate später im Frühling zu einem zweiten Ausflug in der Gegend um Grafrath, da ich in der Zwischenzeit noch andere interessante Plätze im Internet gefunden habe. Wir wollen unter anderem zum Toteisloch Wolfsgrube. Auch die Bezeichnung "Teufelsstein" ganz hier in der Nähe hat uns neugierig gemacht. Uns fällt auf, dass es an der Amper entlang sehr viele Wallfahrtskirchen gibt. Ein sicherer Hinweis auf ein altes Kultplatzgebiet.


Baumgarten der Riesen (Forstlicher Versuchsgarten)

Der Weg zum Forstlichen Versuchsgarten ist vom Bahnhof in Grafrath aus angeschrieben. Der Garten diente früher dem Versuchsanbau fremder Baumarten und beinhaltet mehr als 200 verschiedenen Baum- und Straucharten aus der ganzen Welt. Der älteste Mammutbaum ist über 120 Jahre alt. Derzeit werden in dem Versuchsgarten die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Bäume erforscht. Auch die Sensibilisierung für den Umweltschutz ist ein wichtiges Thema auf dem Rundgang.

Wir lesen, dass der Garten erst ab April wieder geöffnet hat. Das, was wir von draußen durch den Zaun erkennen können, gefällt uns sehr gut. Wir werden den Garten auf jeden Fall demnächst noch einmal aufsuchen, wenn er geöffnet hat.

Grabhügelfeld Mühlhart

Im Wald, in der Nähe der Freizeitanlage Grafrath, liegen an die 250 Grabhügel im Wald verborgen. Sie wurden in den Zeitaltern der Bronzezeit, Urnenfelderzeit, Hallstattzeit und Latènezeit angelegt. Der Zeitraum reicht von 1600 bis 400 vor unserer Zeit. Die in den Gräbern gefundenen Schalen und Töpfe sind im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck ausgestellt.


Toteisloch Wolfsgrube

Am anderen Ende von Wildenroth befindet sich das Geotop Wolfsgrube. Es handelt sich um ein Toteisloch, das in der letzten Eiszeit entstanden ist.

Als Toteis bezeichnet man Gletschereis, das mit dem aktiven Gletscher nicht mehr verbunden ist. Dabei bleibt ein großer Block des früheren Gletschereises zurück, wird verschüttet und taut im Untergrund auf. Das darüberliegende Erdreich stürzt schließlich ein und hinterlässt eine kesselartige Hohlform im Boden. Da in der Zeit danach kein Geschiebe und keine Flussablagerungen angeliefert wurden, blieben die Toteislöcher in der Gegend um Wildenroth herum gut erhalten.

Toteislöcher können mehr als zehn Meter tief sein. Einige sind mit Wasser gefüllt, andere nicht. Die Ausmaße des Toteisloches Wolfsgrube werden mit 100 Metern Durchmesser und 20 Metern Tiefe angegeben. Wir laufen bis ganz nach unten in die Vertiefung hinein. Durch den Blick nach oben werden uns die Ausmaße des Loches erst richtig deutlich.

Einer Überlieferung nach wurde das tiefe Loch früher zum Fangen von Wölfen benutzt und hat daher den Namen "Wolfsloch" erhalten. Wir vermuten aber eher, dass der Name sich auf das alte Kulttier, den Wolf, bezieht.

Rassoburg

Gegenüber des Toteislochs, auf der anderen Seite der Bundesstraße, befindet sich der Kapplberg, auch Schlossberg genannt. Dort liegen die Überreste der sogenannten Rassoburg, einer befestigten Burg aus dem 13. Jahrhundert. Der ovale Grundriss des Berges hat eine Größe von zirka 100 auf 150 Meter. Keramikfunde aus dem 12. Jahrhundert weisen auf eine frühe Nutzung des Hügels zu kultischen Zwecken hin.

Im Jahre 1900 hat der damalige Mühlenbesitzer von Wildenroth fälschlicherweise angenommen, dass hier die Burg des Rasso stand und erichtete an der höchsten Stelle des Hügels einen Stein mit der Aufschrift "Rassoburg 900".

Am früheren Standort der Burgkapelle erbaute er außerdem wieder eine Kapelle, die er seinen Namenspatron Sankt Leonhard widmete. Gleich daneben ließ er ein eisernes Kreuz aufstellen und direkt darunter befindet sich ein Lourdesgrotte, die der Höhle von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich nachgebildet ist.

                       

Gegenüber des Hügels entdecken wir ein gelbes Gebäude mit einer Kirche oder einem Kloster dahinter. Die Adresse lautet "Hoehenroth 1-3". Leider finden wir weder im Internet, noch vor Ort Informationen, um was es sich dabei handelt.

Parapluie

Auf dem Hochufer der Amper befindet sich der sogenannte Parapluie, eine  regenschirmförmig überdachte Sitzgelegenheit auf einem Bergsporn. Sie wurde vom Verschönerungsverein Grafrath-Wildenroth 1919 auf der Anhöhe errichtet.

Früher soll auf diesem Bergsporn die Burg des Grafen Rasso gestanden haben. Von hier oben ist sowohl die Kirche, als auch das Kloster gut zu sehen. Da es diese Sichtachsen gibt, können wir davon ausgehen, dass es sich um einen alten magischen Platz handelt. Früher stand hier eine dem Erzengel Michael geweihte Burgkapelle. Ein sicherer Hinweis auf die Christianisierung des Platzes durch Überbauung mit einer Kirche oder Kapelle.

Von unten betrachtet, ist die spitz zulaufende Form des Hügels besonders gut zu erkennen. Der Platz wird auch heute noch von vielen Menschen aufgesucht. Als wir dort sind, treffen wir einige Leute, die gerade auf ihrem Sonntagsspaziergang sind.


Toteisloch "Tiefes Tal"

Östlich von Oberalting, zirka 500 Meter Luftlinie vom Parapluie entfernt befindet sich  das Toteisloch "Tiefes Tal". Auch dieses Toteisloch stammt wie die Wolfsgrube aus der letzte Eiszeit.

Auf dem Weg dorthin liegt unterhalb eines Nadelbaumes ein hübscher, japanisch gestalteten Rastplatz.


Teufelsstein

Weiter geht es an einer kleinen Kirche mit Friedhof vorbei in Richtung Teufelsstein. Er liegt auf halber Strecke zwischen Grafrath und Inning und ist kaum zu verfehlen. Am Sonntag sind auch hier sehr viele Spaziergänger unterwegs. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir auf einem breiten Weg unterwegs, der uns über Wiesen und an kleinen Wäldchen vorbeiführt.

Schon von weitem sehen wir die Sitzbank vor dem Teufelsstein und kurz darauf entdecken wir direkt dahinter den Teufelsstein. Er sieht von jeder Seite aus betrachtet anders aus.

Der Teufelsstein ist ebenfalls ein Relikt der Eiszeit. Der Findlung wurde von den schmelzenden Eismassen an dieser Stelle zurückgelassen.

Der Sage nach war dem Teufel die Kirche von Grafrath ein Dorn im Auge. Um sie zu vernichten, holte der Teufel einen großen Felsbrocken aus den nahe gelegenen Alpen, um damit die Kirche zu zertrümmern. Den Stein transportierte er auf seinen Schultern.  Da er sich durch das Gewicht des Steins tief niederbeugen musste, achtete er nicht auf den Weg und verlief sich. Als er eine alte Frau nach dem Weg zur Kirche in Grafrath frage, erklärte ihm diese, er sei noch weit von Grafrath entfernt und werde es heute auf keinen Fall mehr bis nach Grafrath schaffen.  Der Teufel wurde daraufhin so wütend, dass er den Stein mit aller Kraft auf den Boden schleuderte und wütend darauf herumtrampelte. An dieser Stelle liegt der Stein noch heute.

Sankt Rasso

Auf dem Rückweg nach Grafrath kommen wir an der Kirche Mariä Himmelfahrt und an der Klosterkirche Sankt Rasso vorbei. In der Klosterkirche Sankt Rasso sind die Gebeine des Heiligen Rasso in einem Glasschrein auf dem Hochaltar ausgestellt. Für uns ist dies ein ungewohnter Anblick. Schnell ergreifen wir die Flucht und kehren lieber im nahe gelegenen Gasthaus ein.

Daniela Parr