Region 12
Lech, Bodensee, Allgäu


Marienbrücke und Pöllat

Die Marienbrücke ist eine Attraktion in der Umgebung des Schlosses Neuschwanstein. Sie ist jedoch älter als dieses Schloss König Ludwigs II. von Bayern.

Maximilian II. von Bayern schenkte seiner bergbegeisterten jungen Gemahlin Marie im Rahmen der „Flitterwochen" die Marienbrücke. Sie verbindet das Säulingsgebiet mit dem Tegelberg und überspannt die Pöllatschlucht in rund 90 Metern über dem Wasserfall. Am 17.Dezember 1842 wurde die Einweihung der Brücke in Gegenwart des Kronprinzenpaares vorgenommen. Die anfängliche Holzkonstruktion wurde später durch einen Stahlbau ersetzt. Beim Neubau in Stahl wurde 1866 eine revolutionäre Technik verwendet, wobei von den Verankerungen an den Seiten aus - ohne Rüstung - die Träger in die Mitte der Brücke voran gebaut wurden. Diese Technik erregte damals viel Aufsehen und Bewunderung.

Auch ein Schatz lag in diesen Ruinen der alten Ritterburg (woher kommt die Ritterburg) verborgen und wurde von einer Frau gehütet. Man hat diese öfter gesehen. Einmal kam sie sogar zu Leuten, die in der Nähe arbeiteten, und sagte ihnen, dass in der Burg in einem Gange eine große Kiste voll Geld wäre. Das könnten sie alles nehmen, wenn sie den großen schwarzen Hund, der auf der Kiste sitze, nicht fürchteten und mit der Wurzel, die nebenan liege, die Truhe aufschlössen. Als die Leute aber zum Gange kamen, bemächtigte sich ihrer Furcht und sie flohen davon.

Später aber hat es ein armer Mann von Schwangau lange versucht, den Schatz zu heben, und gar oft und fleißig in dem Gemäuer herumgegraben, obgleich ihn die Leute der Umgegend dessentwegen oft verspotteten und auslachten. Zuletzt aber scheint er doch zum Schatz gelangt zu sein; denn er baute sich auf einmal ein schönes, großes Haus, richtete einen Laden ein, und da er fortan immer Geld genug hatte, sagte man insgemein, er habe den Schatz im alten Schlosse gehoben und sei davon so reich geworden.
(gesammelt von Karl Reiser) 

Die Pöllatschlucht ist am Ende der letzten Eiszeit entstanden. Hier mündete der Seitengletscher, der aus dem Bleckenautal kam, in den Strom des Lechgletschers. Als der Lechgletscher abgeschmolzen war, sich aber im sogenannten „Hängetrogtal" der Bleckenau das Eis länger hielt, befand sich hier der Gletscherbruch.

Tief hat sich die Pöllat in den Fels eingeschnitten und fällt in einen Gumpen. Die Pöllatschlucht ist für den Geologen wie ein Aufschluss und ein Schlupfloch von der Ebene ins Gebirge hinein. Am Ausgang der Schlucht liegt die Gipsmühle. Dieser ehemals stattliche Bauernhof mit Sägewerk ist vor mehr als 10 Jahren abgebrannt. Das Sägewerk ist noch in Betrieb.

Der Name Gipsmühle leitet sich vom Gipsabbau her. Der Gips war in früheren Zeiten ein wertvoller Bodenschatz. Der Abbau erfolgte lange Zeit in der Pöllatschlucht und in der Bleckenau - bei der Einmündung des Deutenhausener Baches - in Stollen und Gruben.

Die Pöllat entspringt zwischen Schlagstein und Straußberg. In der Bleckenau nimmt sie den Vorgesäßbach vom Säuling kommend auf. Zwischen Tegelberg und Staußberg fließt ihr der Deutenhausener Bach zu.

Nach dem Verlassen des Gebirges ändert die Pöllat ihren Namen und heißt dann Lußbach. Dieser Name deutet auf ein Los hin. Oft wurden Bäume oder Rechte in der Dorfgemeinschaft ausgelost.

Vor der Einmündung in den Forggensee heißt die Pöllat dann Mühlberger Ache.

Das Tal der Pöllat ist nicht nur ein altes Almweidegebiet der Schwangauer. Das Tal ist auch der Zugang zu den Erzvorkommen am Schlagstein, bei der Altenbergalpe, am Altenbergkopf, im Pöllatbett und der Erzgrube am Niederstraußberg. Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn hier noch einmal Siedlungsreste aus vorgeschichtlicher Zeit gefunden würden.

Kultplatz: Israelit

An einem Ort im Säulingsgebiet findet sich eine Bezeichnung, die auf eine vorchristliche Besiedelung schließen lässt. Dies ist der Israelit-Felsen im Alpsee-Kessel. Verlässt man den Alpseerundweg etwa fünf Gehminuten hinter dem Alpseebad bergwärts auf einem beschilderten Weg, erreicht man den Israelit nach wenigen Minuten. Der Laubwald und die Felsformationen verbreiten eine archaische Stimmung, der man sich kaum entziehen kann. Der Name Israelit lässt sich von Litos = Stein, Felsen ableiten.

Vermutlich wird der Name Israelit einen Kultplatz und/oder eine Siedlung der alten Restbevölkerung im Umkreis des Säulings bezeichnen. Unter lsraelit versteht man auch einen Juden. Diese Flurbezeichnung findet sich etwa bei den Namen Judenberg und Heidenbichl. In Pinswang gibt es einen Judenbichl zwischen Ober- und Unterpinswang. In Schwangau findet sich ein Judenberg mit Judenbergwiese und Judenbergfilz für den Höhenzug nordöstlich vom Bannwaldsee. Diese Namen wurden mit dem Ausdruck von Geringschätzigkeit verwendet und deuten den Kontakt zwischen der Zivilisation und der alten wild lebenden Restbevölkerung (Juden) an, die verachtet wurde. In nordischen Ländern, wo die Landschaftsbezeichnung „Juden" auch immer wieder vorkommt, sind mit den Juden die Jöten/Goten gemeint. Teilweise mischen sich dort die Erzählungen mit Legenden von Riesen, Zwergen und Sonnenhelden. In Tänzen werden Kämpfe zwischen einem Riesen und einem Zwerg dargestellt.

Elisabeth Wintergerst