Region 11
Fichtelgebirge, Franken, Altmühltal


Der Parkstein

Ein Basaltkegel
Moira


Nordwestlich von Weiden und deutlich sichtbar am Horizont liegt der Basaltkegel Parkstein mit der gleichnamigen Ortschaft. Entstanden im Tertiär ist er der verwitterte Förderschlot eines Vulkans und prägt die Landschaft durch seine Schwärze immer noch. Welche direkt vor der Basaltwand am Besucherparkplatz steht, ahnt, welche ungeheueren Kräfte im Spiel waren. Der Parkstein ist geologisch untersucht und erschlossen. Ein geologischer Lehrpfad zeigt die verschiedenen Gesteinsformen und viele Tafeln erklären die Entstehung des Basaltkegels. Es gibt sogar ein Vulkanerlebnismuseum.

                  

Die Frage, ob er ein alter Kultort sein kann, ist meines Erachtens nicht geklärt. Vielleicht deshalb, weil angenommen wird, dass der Ort Parkstein erst um das Jahr 1000 besiedelt wurde. Die Gründungslegende erzählt, dass ein kaiserlicher Jagdzug dort einen Eber verfolgte. So wurde einer der Jäger auf den Basaltkegel aufmerksam und beschloss, eine Burg dort zu errichten - eine sehr gängige Sage, die für andere Ortschaften, wie zum Beispiel für die Burg in Sulzbach-Rosenberg, ähnlich erzählt wird.

Für das Parksteiner Umland in Richtung Weiden gibt es allerdings Legenden, die mich stutzig machen: Da ist der rotglühende Hund mit kohlenglühenden Augen, der am Weg von Parkstein über Meerbodenreuth nach Weiden, abends auftaucht. Und da sind die verwunschenen Fische, die so schwer sind, dass sie kaum zu tragen sind. Alle drei Legenden beginne ich zu hinterfrage: War der Eber ein Eber oder vielleicht doch eine Wildsau? War der Hund wirklich ein Hund oder vielleicht doch ein Hunt (Standhilfe für einen großen Kessel, die direkt im oder über der Feuerstelle steht)? Warum sind die Fische verwunschen? So könnte die Wildsau für die dunkle Göttin stehen, der Hunt ihren Kessel gehalten haben und die verwunschen Fische, die Menschenseelen sein, die im Kessel der Göttin auf ihre Geburt warteten und zu früh gefischt wurden. Könnte es sein, dass auf dem Parkstein ein Kultort der dunklen Seite der Göttin war?

Zusammen mit meiner hellsichtigen Freundin mache ich mich auf, den Parkstein zu erkunden. Heute befindet sich eine Kapelle auf dem Parkstein, die den 14 Nothelfern in Todesgefahr (!) geweiht ist. Darunter sind die „heiligen drei Madeln“ Katharina, Margarete und Barbara, die christianisierte Form für die drei Bethen, wie ich im Internet  herausgefunden habe. Um dies zu überprüfen, steigen wir zuerst zur Kapelle hinauf und werden für den Aufstieg mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Wir merken aber, dass sie energetisch nicht am richtigen Platz steht. Tatsächlich ist sie dort erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut worden. Wir steigen den Basaltkegel wieder hinunter und kommen an den Überresten der ehemaligen Burg vorbei. Plötzlich hat meine hellsichtige Freundin eine Idee: „Vielleicht ist der Basaltkegel selbst eine Kultstätte gewesen?!“ Mit dieser Idee im Hinterkopf gehen wir zurück zum Parkplatz. Auch die von dort aus sichtbare Lourdesgrotte mit einer Marienstatue ist erst später entstanden.

              

Unerwartet stößt mir meine Freundin in die Rippen und erzählt mir, dass sie einen langen Zug schwarz gewandeter Frauen sieht, die mit Kerzen am Basaltkegel aufsteigen und verschwinden. Ich sehe nichts außer den schwarzen Flächen der Basaltwand, fühle aber die geheimnisvolle Stimmung. Wir gehen vom Parkplatz in Richtung Pfarrkirche und stoßen auf drei Felsenkeller, die laut der angebrachten Tafel zu Lagerzwecken benutzt worden sind. Im ersten, gleich neben der Treppe zum Kreuzweg sträuben sich uns beiden die Haare. Im zweiten fühlen wir uns deutlich besser und im dritten haben wir beide das Gefühl, dass da mehr ist als wir sehen können.

Meine Freundin benennt den ersten mit „Tod/ Ahnen“, den zweiten mit „Gegenwart/ Leben“ und den dritten mit „Wiedergeburt/ Zukunft/ Orakel“. Haben wir damit einen weiteren Hinweis auf die kultische Verwendung des Parkstein gefunden? Wir gehen in die hangabwärts liegende Pfarrkirche St. Pankratius und staunen nicht schlecht: Ihre Innenausstattung nimmt die Grau- und Schwarztöne des Basalts auf - sie wirkt genauso dunkel wie der Parkstein selbst. Dominiert wird der Raum von der rechts auf dem Hauptaltar stehenden St. Anna, der Mutter Mariens, obwohl das Altarbild den Heiligen Pankratius, einen der Eisheiligen und Namensgeber der Kirche zeigt. Die vorchristliche alte Göttin wurde ja oft durch die Mutter Anna ersetzt! Auffällig ist auch, dass die Bilder der drei Altäre gleich aufgebaut sind: In einer vulvenförmigen Mandorla steht je ein Heiliger. Die Mandorlen gehen in eine Wolkenform über, die auch die unregelmäßigen Umrisse der Eingänge zu den Felsenkellern sein könnten. Damit ist für uns die Verbindung zum dritten Aspekt der Göttin klar: Wir erkennen die Alte wieder!

Wir zünden noch eine Kerze an und verlassen die Kirche und den Basaltkegel nachdenklich.

Moira


Quellen:
Göttner-Abendroth, Heide: Matriarchale Landschaftsmythologie, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2014
Wikipedia: Artikel „Parkstein“ und „Parkstein (Balsaltkegel)“
Zwickert, Gerhard: Sagen aus Weiden in der Oberpfalz, Weiden 1985