Region 11
Fichtelgebirge, Franken, Altmühltal

Berge, Burgruinen und alte Steine
Die Gegend um Ebern
Daniela Parr



Christenstein bei Heilgersdorf

Der Christenstein liegt etwas außerhalb des Seßlacher Stadtteils Heilgersdorf. Es wird vermutet, dass sich der Name Christenstein von der Silbe Gris- ableitet, was so viel wie Sand bedeutet. Der Name des Ortsteils Heilgersdorf ist auf die Silbe -Hel, also auf die Göttin Holle zurückzuführen.

Kurz vor Schloss Wiesen führt ein Feldweg in den Wald hinein. Nach zwei Steigungen liegt das Plateau des Christensteins vor mir. Die zerklüftete, hoch aufragende Felsformation ist direkt am Steilhang daneben zu finden.

Als erstes steige ich seitlich am größten Felsen hinunter und komme dabei an einer kleinen Höhle vorbei. Sie könnte bei Regen gerade so einer Person Schutz bieten. Ich nehme an, dass es sich bei dieser Kuhle um einen sogenannten Visionssitz handelt. An solchen Orten nahmen die Menschen in früheren Zeiten Platz, wenn sie sich Inspirationen oder Rat zu einem bestimmten Thema erhofften.

Der raue Sandstein der Felsen fasst sich gut an. Das ist umso überraschender, da die Steine der Felsen auf den ersten Blick ganz glatt aussehen.

Weiter unten entdecke ich zu meiner Fräude den flachen Stein, der in der Umgangssprache Hexentanzplatz oder Hexenboden genannt wird. Der Stein wurde von unseren Vorfahren behauen und damit energetisch gestaltet. Die bereits vorliegenden Energien wurden verstärkt, um eine bestimmte Heilwirkung zu erzielen. Der flache Felsen ist mit zwei Stufen versehen. An einer Stufe wechseln linksdrehende Energien in rechtsdrehende und umgekehrt, was zu einer Verstärkung der Wirkung führt.

Ich bin neugierig und lege mich auf die mittlere Stufe. Zuerst kreisen meine Gedanken noch wild in meinem Kopf, dann spüre ich, dass ich mich mehr und mehr entspanne. Ich kann nicht umhin, diese Wirkung tatsächlich dem Felsen zuzuschreiben. Es ist auf jeden Fall sehr angenehm, hier zu liegen und ich hätte nichts dagegen, den ganzen Tag hier zu verbringen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit an diesem Platz tut mir sehr gut.

 Auf dem Rückweg entdecke ich mehrere kleine Mulden in den einzelnen Felsen am Hang. Sie erinnern mich an die Vertiefungen, die oft in Schalensteinen zu finden sind und zum Ablegen von Gaben genutzt werden.

Als ich wieder zu Hause bin, lese ich in einem Buch von Oswald Tränkenschuh, dass auf der Felsenhochfläche oberhalb des Christensteins ein Maskenkopf in den Stein am Boden eingemeißelt wurde. Bei genauerem Hinschauen ist ein "zweites Gesicht" innerhalb des Gesichts erkennbar. Es soll sich um die Abbildung einer Schamanin handeln, die eine Maske trägt. Leider habe ich dieses Gesicht vor Ort nicht gesehen.

Weiter unten im Wald soll außerdem der sogenannte Felsenkopf liegen. Beim Sitzen darauf mit Blickrichtung nach Osten kann das Einströmen von Erdenergie von unten gespürt werden. Bei Sitzrichtung nach Westen wird das Fließen kosmischer Energie von oben wahrgenommen.


Baalstein

Die Gegend des sogenannten Baalsteins gehört zu den weniger besuchten Gebieten der Umgebung. In einer scharfen Kurve zwischen Lichtenstein und Bischwind geht es geradeaus in den Wald. Die Steine, denen Heilwirkung nachgesagt wird, sind nicht leicht zu finden, da sie teilweise völlig zugewachsen sind.

Der Name "Baalstein" erinnert mich an den Belzebub, der auch Baal genannt wird. Die christliche Kirche hat Plätze der Göttinnenverehrung gern mit dem Namen des Teufels in Verbindung gebracht, um den Platz zu ächten und die Bevölkerung davon abzuhalten, ihn weiter zu besuchen. Es könnte sich aber auch um eine Ableitung aus dem Keltischen handeln. Dort steht die Silbe Bal-, Bel-, Bol- für ein Wasserwort. Auch die Silbe s'tein bedeutet Wasser. Der Name des Baalsteins wäre dann eine Verdoppelung und würde "Wasser-Wasser" bedeuten.

Der Grund für die zweifache Nennung von Wasser lässt sich am Baalstein schnell finden. Unter den Steinen fließen viele kleine Bächlein und Rinnsale. Die Umgebung ist voller Pflanzen, die bevorzugt im Feuchten wachsen.

Zum Baalstein führen 28 plus eine halbe Stufe hinauf. Oswald Tränkenschuh nennt die Felsengruppe daher einen Mondplatz.

Felsen, die mit Wasser zu tun haben, sind besonders für die Heilung von Krankheiten geeignet, die die Körpersäfte betreffen. An einem der Felsen am Baalstein rinnt eisenhaltiges Wasser vorbei. Es wird gesagt, dass sich dieser Heilfelsen besonders für die dunklen und zähen Säfte des Körpers, wie z.B. Blut und Galle eignet, da das Heilwasser ebenfalls rötlich-dunkel ist.

Ein anderer Felsen soll sich positiv auf die Blase auswirken, z.B. wenn das Wasser nicht mehr gehalten werden kann oder bei Blasenentzündung. Ein weiterer Felsen hat die Form einer langen Bank und wirkt fast wie ein Sofa. Er soll sich besonders für Hüftleiden eignen.

An einem Felsen mit einer tief ausgemeißelter Rinne läuft die Rinne genau auf die Kante einer Felsen-Wanne zu. Dort kann eine starke positive Energie wahrgenommen werden. An der Austrittsstelle ist ein Zeichen eingemeißelt. Hier ist gut zu sehen, dass unsere Vorfahrinnen die Steine nach ihren Bedürfnissen bearbeitet haben, um die Wirkung der Energie zu verstärken. Die Wanne dieses Steins wurde herausgesprengt, in dem die Menschen im Winter in gebohrten Röhren Eis gefrieren ließen, um Teile abzusprengen. Bei dieser Methode entsteht ein dreieckiger Bruch, wie er heute noch an der Wanne zu sehen ist.


Wildmeisterstein bei Oberfüllbach


Auf Höhe von Coburg, etwas weiter entfernt von der Heilsteingegend bei Ebern, liegt der Wildmeisterstein verschwiegen im Wald. Wie bei den anderen Steinformationen in den Hassbergen führen ein paar Stufen zum Stein hinauf. Obendrauf ist eine tiefe schalenförmige Vertiefung auszumachen, die stark an einen Schalenstein erinnert. Es könnte sich aber genauso gut um die Sitzmulde eines Heilsteins handeln.


Burgruine Altenstein


Eine der größten und eindrucksvollsten Burgruinen in Franken. Sie wurde kürzlich neu erschlossen, da sie durch die großen Mengen an Besuchern in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogen war. Seitdem wird ein Eintrittsgeld erhoben. Von der Ruine aus hat frau einen schönen Ausblick ins Weisachtal.

Unterhalb der Ruine Altenstein befindet sich ein Schalenstein. Diese Bezeichnung ist eine glatte Untertreibung. Es handelt sich um einen hausgroßen Sandsteinfelsen, zu dem seitlich einige verwitterte Stufen hinaufführen. Im Stein selbst befinden sich mehrere kleinere und größere Schalen, die teilweise mit Wasserinnen miteinander verbunden sind. Das Regenwasser konnte damit durch die verschiedene Schalen geleitet werden. Es wäre möglich, dass dem Wasser dadurch energetische Informationen übertragen werden sollten, um es dadurch zu einem Heilwasser werden zu lassen.


Diebskeller bei Rabelsdorf

Ganz in der Nähe des Rabelsdorfer Steinbruchs befindet sich der sogenannte "Diebskeller". Der Name soll daher rühren, dass sich in früheren Zeiten hier Diebe und Räuber aufgehalten haben. Historisch belegt ist, dass im 15.Jahrhundert an diesem Ort eine Diebesbande drei Pferde versteckt hat.

Die einzigartigen Felsformationen der Diebskeller sind Zeugen der Eiszeit. An einer Stelle liegen fünf mächtige Felsbrocken wie gerade eben hingeworfen auf einem Stapel aufeinander. Ein sehr beeindruckendes Bild.

In der Umgebung der Diebskeller ist die Rede von ungezählten kleineren und größeren Höhlen. In einer davon sind runenähnliche Zeichen und ein Sonnenrad als Wandritzungen zu finden.


Burgstall Gutenfels (Merzbacher Point)

Der nächste Ort, den wir besuchen, ist gar nicht so einfach zu finden. Er liegt zwischen Theres und Abersfeld im Hassbergkreis. Im Buch "Felsenkräfte Kraft der Erde" von Oswald Tränkenschuh trägt er den Namen Merzbacher Point. Vor Ort entdecken wir auf der Hinweistafel nur die Bezeichnung "Rhätsandstein bei Buch" bzw. "Steinbruch im Rhätsandstein". Später erfahre ich, dass der offizielle Name Burgstall Gutenfels ist. Das Wäldchen drumherum trägt den hübschen Namen Glasholz.

Ebenso wie bei der Burg Rotenhan wurde auf den Felsen bei Obermerzbach ein Burgstall errichtet und später wieder abgerissen. In der Waldsenke liegen viele meterlange Felswände und Sandsteinblöcke von etlichen Metern Höhe. Aus den Felsblöcken wurden Becken und Sitze herausgearbeitet. Gemeißelte Rinnen sollen die Erdenergie im Gestein lenken.
Die frühere Burg wurde teilweise aus den Felsformationen herausgeschnitten, sowie andere Teile in den Stein hineingebaut. Wir sehen in den Felsen eingehauene Keller zwischen hochaufragenden Felsformationen sowie in Stein gehauene Treppen, die auf bearbeitete Felsen führen.

Gleich vorn begrüßt uns das künstlich geschaffene Felsentor. Ebenso wie andere Felsentore ist es in Ost-West-Richtung angelegt. Für immerwährendes Glück schlüpft frau von Osten nach Westen, für das Loslassen alter Probleme von Westen nach Osten hindurch. Wir probieren beide Richtungen aus, spüren aber nur einen geringen Unterschied.

Vielleicht handelt es sich gar nicht um einen Schlupfstein im herkömmlichen Sinne. Oswald Tränkenschuh beispielsweise sieht in diesem Felsen einen Platz, der bei der Heilung von Knochenbrücken helfen kann.

Der Merzbacher Point besteht aus mehreren Ebenen, zwischen denen frau mit Hilfe von Treppen, die in den Stein geschlagen wurden, hin und her wechseln kann. Auf einem größeren ebenen Felsareal wurden mehrere Flächen herausgearbeitet. Dort legen wir uns hin und spüren der Energie nach.

Auf dem unteren Plateau führen Eingänge in zwei künstlich angelegte Höhlen. An einigen Stellen sind die Bänderung im Gestein, sowie die fischgrätartige Bearbeitung der Wände gut zu erkennen.

Im größeren der beiden Höhlenkeller finden wir auf beiden Seiten steinerne Tröge vor. Wir überlegen, ob es Sitz- oder Liegebänke sind. Sie erinnern uns zudem an schamanische Rinnen, die wir schon von anderen Orten kennen. An rechtwinklig bearbeiteten Steinen ändern sich energetische Ströme von positiv in negativ bzw. umgekehrt. Wir gehen daher von einer Nutzung dieser von Menschenhand geschaffenen Höhlung als Energieplatz aus. Oswald Tränkenschuh schreibt, dass Schamanen bei ihrer Initiation fastend und meditierend zwischen den Rinnen gesessen haben. Bei beiden in den Felsen gehauenen Kellergewölben habe er mit Hilfe eines Pendels starke energetische Ströme festgestellt.

In den Wänden finden sich Nischen für Lichter. Wir könnten uns vorstellen, dass auch erkrankte Menschen diesen Ort aufsuchten, um Heilung zu finden. Es wäre denkbar, dass sie unter Aufsicht von Priesterinnen auch über Nacht in den unterirdischen Höhlen geblieben sind.

Auch wenn nicht klar ist wie viele Felsen in der Anlage durch die Überbauung mit der Burg verändert oder zerstört  wurden, lohnt es sich, die behauenene Felsen und einzel liegenden Steine auf den verschiedenen Ebenen genauer zu erkunden. Der interessierten Besucherin gibt der Platz seine Geheimnisse gern preis.


Hohle Stein bei Reutersbrunn


Über den "Hohle Stein" bei Reutersbrunn konnte ich nur in Erfahrung bringen, dass es sich um einen Kultfelsen mit einer Höhle darin handeln soll. Ansonsten sind die Informationen leider spärlich. Auf Verdacht fahre ich mit dem Auto nach Reutersbrunn. Da es regnet, ist im Ort niemand unterwegs, den ich nach dem Weg fragen könnte. Ich stoppe außerhalb des Ortes an einem Feldweg, um mich zu orientieren. Lustigerweise steht genau dort ein Wanderwegweiser aus Holz, auf dem die Entfernung zum "Hohle Stein" mit 1,4km angegeben ist.

Der beschauliche Waldweg führt an einer kleinen Lichtung und einem See vorbei in den Wald und ringelt sich dann weiter den Berg hinauf. Bald stehe ich vor der Felsformation mit der kleinen Höhle darin.

Auf einem Schild lese ich, dass hier eine heidnische Kultstätte für die Göttin Hulda gewesen sein könnte. Im nächsten Satz wird dies aber gleich wieder in Frage gestellt. Wie bei allen Hohlen Steinen, die ich bisher besucht habe, würde ich von einer Verehrung der Göttin Holle (Hohler Stein = Holle-Stein) ausgehen. Die Idee, dass es ein Platz der Hulda sein könnte, ist somit auch nicht von der Hand zu weisen, da Hulda und Holle aus dem gleichen Wortstamm abgeleitet sind.

Oswald Tränkenschuh erklärt in seinem Buch über den "Hohle Stein", dass der rechts vom Höhleneingang liegende abgebrochene Felsbrocken früher oben auf dem höchsten Stein saß. Bei genauer Betrachtung muss ich ihm recht geben. Der Stein passt wie angegossen auf den anderen. Es wird an dieser Stelle gerne von einer vorsätzlichen Zerstörung des altertümlichen Kultplatzes durch eine andere Kultur gesprochen. Das abgestürzte Felsstück ist allerdings recht groß und schwer und wäre sicher nicht so einfach herunter zu stürzen. Oswald Tränkenschuh schreibt, dass es irgendwann abgerutscht und heruntergefallen ist. Der Sandstein tritt in dieser Gegend in Schichtenlagen auf. Ab einer bestimmten Schräglage kann er keinen festen Halt mehr bieten, so dass es durchaus möglich ist, dass ein Felsbrocken dieser Größe abrutschen kann.

Die Höhle im Inneren des Felsen war früher um einiges größer. Nach dem Abbruch des oben beschriebenen Felsenstückes lag sie teilweise im Freien. Nun ist aus groben Steinen ein Eingang zur Höhle vorgemauert, der wie ein Fremdkörper am Stein wirkt.

Oswald Tränkenschuh beschreibt die Höhle als einen Ort, an dem eine Aufrichtung des Körpers erfahren werden kann. Er sagt, dass eine Person, die dort meditiert, danach wieder fröhlich, singend, lachend und tanzend ihres Weges geht.

Ich werfe einen kurzen Blick in die Höhle. Den Geruch im Inneren finde ich leider nur wenig einladend. Daher verzichte ich darauf, mich in die Höhle hineinzusetzen und zu meditieren.

Links neben der Höhle liegt der Grüne Kopf in einer Spalte zwischen den Felsen. Es handelt sich um einen behauenen Stein mit einer Art Gesicht. Seinen Namen hat er erhalten, da er großflächig mit Moos bedeckt ist. Er soll früher direkt über der Kulthöhle auf dem Felsen gesessen haben. Heute verwittert er mehr und mehr. Mittlerweile sind nur noch die beiden ausdrucksstarken Augen zu erkennen. Der froschartige Mund ist schon in großen Teilen abgebröckelt.


Seßlach

Das beschauliche Städtchen Seßlach ist der ideale Ausgangspunkt, um die hübschen Plätze der Umgebung zu besuchen.

         

Die Altstadt ist noch nahezu vollständig von der Stadtmauer umgeben. Auch die drei Tortürme sind erhalten. Das Stadtbild wird überwiegend von Fachwerk geprägt.


Ruine Lichtenstein + Sagenpfad


         

         

     


Burg Rotenhan

         

    


Höhle im Veitenstein

         

         

Daniela Parr