23.3.2010
Rat der Großmütter


Dieser Brief geht an das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren und die, im Prospekt verzeichneten Leihgeber und Förderer der Ausstellung „Sex und Fruchtbarkeit in der Eiszeit“.

Wir sind empört über die reißerische Aufmachung des Prospektes vom Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren. Hier heißt es anlässlich der Ausstellung des jüngsten Fundes aus dem Hohlen Fels: „Urmutter contra Pin-Up-Girl“.

 Das macht uns fassungslos und sagt wohl mehr über den gegenwärtigen Zeitgeist aus als über den zur Zeit der Urmutter. Wenn uns dann im Prospekt auch noch versprochen wird, wir würden „uns wundern über Freizügigkeit unterm steinzeitlichen Lendenschurz“, dann wundern wir uns eher über solche Blüten einer verbogenen Phantasie, die aber zumindest den Schulklassen, die die Ausstellung besuchen werden, bei einem sonst eher langweiligen Museumsbesuch sexistische Unterhaltsamkeit bietet in Illustriertenmanier.

 „Die älteste bekannte figürliche Menschendarstellung“ verdient unseren Respekt, den wir auch ihren ErschafferInnen zollen, die sich angesichts der neuzeitlichen Phantasien bezüglich ihres Sexuallebens vermutlich im Grabe umdrehen.

Wir distanzieren uns vom Inhalt dieses Prospektes aufs schärfste. Eine so großartige Darstellung wie die Urmutter aus dem Hohlen Fels hat eine solche Publicity nicht nötig und nicht verdient.

 Wir verlangen von Ihnen, dass Sie Ihren Prospekt und Ihre Präsentation überarbeiten und nur seriöse archäologische Informationen weitergeben. Sollten Sie das nicht tun, werden wir als Vertreterinnen großer, vernetzter Kreise im In- und Ausland weitere Protestaktionen in die Wege leiten.

 Wir erwarten Ihre Stellungnahme bis Mittwoch, 14. April 2010.

 Rat der Großmütter