Region 10
Neckarland, Schwäbische Alb, Schwarzwald

Von Allmendingen nach Blaubeuren

Tiefblaue Quelltöpfe, mystische Höhlen und hochaufragende Felsen
von Daniela Parr


Allmendingen

Meisenberg

Bei schönstem Sonnenschein starte ich meine Fahrradtour im Tal der Ach in Allmendingen. Der Ortsname wurde sicherlich von dem Wort "Allmende" abgeleitet und bedeutet, dass die Felder früher von allen gemeinsam genutzt wurden.

Meine erste Station ist der Meisenberg, ein Umlaufberg der Ur-Donau. In der näheren Umgebung gibt es abgesehen von Meisenberg vier Umlaufberge, um die die Ur-Donau sich in früheren Zeiten im Jurakalk ihr Tal gegraben hat: der Steinsberg, der Schelklinger Berg, der Manzenbühl und der Lützelberg. Diese Berge sind noch heute deutlich als Erhebungen in der Landschaft zu erkennen. Durch die tektonische Anhebung der Alb hat sich der Verlauf der Donau um fast 50 Kilometer verlagert, so dass heute hier im Tal nur noch die kleine Ach beschaulich in Richtung Blaubeuren fließt.

Als ich um den Meisenberg herumfahre, beschließe ich spontan, zu Fuß auf die kleine Anhöhe zu steigen. Der höchste Punkt wird von einem hübschen gespaltenen Felsen geziert, der sich schräg zur Seite neigt. Vom Anblick her muss ich sofort an einen Vulvafelsen denken. Der kleine Berg hat etwas Magisches. Er liegt da wie eine kleine Insel, gesäumt von Feldern, Wiesen und Waldwegen.


Schmiechen

Kreuzweg zur Friedenskönigin

Da ich mir unter der Bezeichnung Kreuzweg zur Friedenskönigin nicht wirklich etwas vorstellen kann, fahre ich hin. Direkt hinter dem Rathaus ringelt sich ein schmaler Pfad nach oben, der von einem Kreuzweg gesäumt wird.

          

Nach einigen Windungen entdecke ich oben auf der Anhöhe die Friedenskönigin, die ein Kind auf dem Arm hält. Es handelt sich um eine steinerne Marienfigur, die entfernt an eine schwarze Madonna erinnert. Sowohl die Friedenskönig, als auch das Kind haben den Blick nach vorne gerichtet.

Der Ausblick auf Schmiechen ist grandios. Aufgrund der Lage gehe ich davon aus, dass es sich hier um einen Kultplatz, sowie einen weiteren Umlaufberg der Ur-Donau handelt.


Schmiechener See


Durch die Unterführung unter der Bundesstraße gelange ich zum Schmiechener See, der südöstlich von Schmiechen liegt.

Meine Idee war, dass ich hier eine Runde schwimmen kann. Allerdings ist hier auf den ersten Blick überhaupt kein Wasser erkennbar. Es versteckt sich unter Seegras und anderen Wasserpflanzen.

Der Schmiechener See hat sich in einer Senke der Urdonau gebildet. Da die Senke keinen Abfluss hat, ist sie mal mehr und mal weniger mit Wasser gefüllt. Das Wasser stammt aus Niederschlägen und aus einem Zufluss des Siegentalgrabens.

Schilder weisen das wild-romantische Gebiet als Naturschutzgebiet aus. Einige Flächen werden trotzdem landwirtschaftlich genutzt. Als ich dort bin, mäht gerade ein Bauer seine Futterwiese. Es wird auch Getreide angebaut.

Die feuchte Senke bietet vielen Tieren und seltenen Pflanzen eine Heimat. Hier ziehen 80 verschiedene Vogelarten ihre Jungen groß und im Herbst rasten Zugvögel auf der Durchreise.

Zwischen Mai und Oktober wird das Gebiet großräumig von Wasserbüffeln beweidet, die im Gegensatz zu normalen Rindern auch die Wasserpflanzen abfressen und somit Teile des Sees von Bewuchs freihalten.  Auf meiner Runde um den See komme ich an mehreren dieser kreisrunden offenen Wasserflächen vorbei.

An einem dieser kleinen Seen wurde ein Holzsteg zur Vogelbeobachtung errichtet. Schautafeln informieren über die einheimischen Vögel. Zudem finden sich an verschiedenen Stellen des Rundweges Hinweisschilder über Aussichtspunkte und die historische Entwicklung des Sees. Der Weg ist mit grünen Schildern an menhirförmigen Steinen gut gekennzeichnet.

Schließlich erreiche ich einen sehr schönen kleinen Teich, aus dem eine Messlatte herausragt, von der ich den Wasserstand ablesen kann. Derzeit, Anfang Juni, beträgt er 95cm. Die Messlatte ist bis 2m ausgelegt. Ich frage mich, ob dieser Wasserstand hier jemals erreicht wird. Wenn ja, steht bestimmt der halbe Rundweg unter Wasser.
    
Der Teich bietet einer ganzen Menge an Pflanzen ein Zuhause. Besonders die Seerosen und die gelben Wasserlilien gefallen mir sehr gut.


Schelklingen

Die Quelltöpfe der Ach

Nordwestlich von Schelklingen liegen die beiden Quelltöpfe der Ach. Vom Stadtkern aus radele ich in Richtung des Lützelberges, eines weiteren Umlaufberges der Ur-Donau. Wenige hundert Meter hinter dem Wohngebiet überquere ich eine kleine Brücke. Hier muss ich mich entscheiden, ob ich geradeaus oder nach links weiterfahre. Ich nehme den linken schmaleren Weg und nähere mich der Rückseite der Dreikönigsmühle. Es wundert mich, dass sich auf diesem Privatgrundstück die Quelle der Ach befinden soll. Es stehen mehrere Bauwagen herum, die an ein Jugendzeltlager erinnern.

Schließlich entdecke ich den azurblauen Quelltopf im Garten des Geländes.
Still und ruhig liegt er im leichten Nieselregen vor mir. Kaum vorstellbar, dass die durchschnittliche Schüttung des Quelltopfes mit 440 Litern pro Minute angegeben wird. Der größte Teil des Sees liegt auf Privatgelände und ist durch einen Zaun abgesperrt. Ich nähere mich der Absperrung und versuche, möglichst nah an den See heranzukommen. Das stellt sich als äußerst schwierig heraus. Ich finde es schade, dass es nicht möglich ist, den Quelltopf zu umrunden. Da es nieselt, halte ich mich nicht allzu lange auf.

Ich fahre weiter gen Norden, als mich das Ortsschild "Urspring" empfängt. Laut Karte hätte ich hier keine größere Siedlung erwartet. Umso überraschter bin ich, als ich gleich vorn ein Gebäude mit mehreren Werkstätten entdecke. Drinnen wird fleißig geschreinert und geschraubt.

Ein paar Meter weiter liegt der zweite Quelltopf. Ein azurblauer See, der am hinteren Ende von einer hohen Mauer und am vorderen Ende von einem Wehr begrenzt wird. Seine durchschnittliche Schüttung wird, bei übers Jahr verteilten Schwankungen, mit 500 Litern pro Minute angegeben. Auf dem See dümpeln in aller Seelenruhe ein paar Enten herum. Sie scheinen sich durch mich überhaupt nicht gestört zu fühlen.

Ich bin erstaunt, dass auf der Straße immer wieder kleinere und größere Gruppen Jugendlicher unterwegs sind. Weiter hinten am Weg erkenne ich mehrere hübsche schlossartige Gebäude. Neugierig geworden, schaue ich mich weiter um. Einem Schild entnehme ich, dass sich hier ein Internat befindet. Das erklärt die vielen Grüppchen mit jungen Leuten. Es wundert mich, dass eine Mutter ihren Sohn unter der Woche abholt. Auf Nachfrage erfahre ich, dass die Internatsschule auch ohne Übernachtung besucht werden kann.

Interessant finde ich, dass es in dem kleinen Örtchen in früheren Zeiten ein Benediktinerinnen-Kloster gab. Dazu gehört bis heute die Klosterkirche Sankt Ulrich, die gleich gegenüber vom Internat steht. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass dieser Platz in früheren Zeiten ein Kultplatz war, bevor er durch das Kloster besetzt und vereinnahmt wurde.

Die Kultberge

Einer der vier Kultberge bei Schelklingen ist der Lützelberg, der auch unter dem Namen Herz-Jesu-Berg bekannt ist. Er liegt gleich neben den beiden Ach-Quelltöpfen.

         

Schon nach kurzer Zeit erkenne ich, dass hier ein Kreuzweg angelegt wurde: Ein sicheres Zeichen, dass ich auf dem Weg zu einem vorchristlichen Kultplatz bin. Auf der Kuppe des Berges thront die Herz-Jesu-Kapelle. Dahinter liegen viele abgesägte kleine Stämme kreuz und quer herum. Sie sind offenbar dem Orkan zum Opfer gefallen. Hier oben auf dem Berg ist die Entweihung des alten Kultplatzes deutlich zu spüren. Die Energie scheint mir blockiert.

Der zweite auffällige Berg bei Schelklingen ist der Schlossberg. Ein langgestreckter Berg, auf dem heute noch Mauerreste der ehemaligen Burg Hohenschelklingen zu sehen sind. Der zur Burg gehörige Turm wurde 1896 restauriert und ist schon von weitem zu sehen. Er gilt als das Wahrzeichen der Stadt.

Gleich vorn bei den Sportplätzen weist ein Holzschild den Weg zum Schlossberg. Ein schmaler Pfad führt auf steinigem Grund nach oben. Je höher ich steige, desto schöner wird die Aussicht auf Schelklingen. Der Ausblick öffnet sich immer weiter ins Tal. Während sich der Weg nach oben ringelt, ist vom Turm nichts mehr zu sehen. Nach der Durchquerung eines kleinen Wäldchens steht er dann plötzlich und unerwartet vor mir. Seine Tür ist mit zwei Schlössern verriegelt. Der Turm wird derzeit vom "Verein zur Pflege des Brauchtums" betreut. Führungen sind nach Voranmeldung möglich.

Da der Hügel heute bewaldet ist, sind die Sichtlinien zu den Bergen der Umgebung nicht zu erkennen. Ich gehe allerdings davon aus, dass ein Bezug dazu besteht.

Beim Hinabsteigen vom Schlossberg fällt mir als dritter Berg der Sommerberg ins Auge, der südwestlich von Schelklingen liegt und von hier oben gut zu sehen ist.

Der vierte Berg bei Schelklingen ist der Kapellenberg. Leider gibt er im Vorbeifahren
kein schönes Bild ab, da der vordere Teil als Steinbruch dient und wie von den Baggern angefressen wirkt.

Hohle Fels

Auf meinem Weg nach Blaubeuren komme ich auch am Hohle Fels vorbei und sehe, wie sich mehrere Sonntagsausflüglerinnen am Gitter der Höhle die Nase plattdrücken. Besichtigungen sind nur am Sonntag möglich.

Zwei ausführliche Berichte über die Höhle vom Hohle Fels sind auf der Hauptseite zu finden.

Kleine Grotte + Sirgensteinhöhle

In der Felsformation, die genau gegenüber des Hohle Fels aus dem Wald ragt, liegt die Sirgensteinhöhle. Der Zugang erfolgt über einen Rastplatz an der Bundesstraße, von dem aus der Pfad zur Höhle abzweigt.
Es empfiehlt sichmit dem Auto von Blaubeuren zur Sirgensteinhöhle zu fahren, da der Rastplatz nur von dieser Seite aus erreicht werden kann. Um zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Parkplatz zu gelangen, muss frau einige hundert Meter der Straße folgen, was nicht ganz ungefährlich ist.

                        

Auf dem Weg zum Sirgenstein komme ich als erstes an einer kleinen Grotte vorbei, die in einem spitz zulaufenden Felsen liegt. Er erinnert mich stark an eine Zipfelmütze. Der Zugang in die kleine Höhle ist ebenerdig. Drinnen gibt es eine Art Feuerstelle, die von Steinen natürlich eingerahmt wird. Gegenüber befindet sich ein größeres Loch, in das Stufen eingearbeitet sind. Die in den Felsen geschlagene
Treppe beginnt allerdings erst auf einer Höhe von zwei Metern. Auf mich macht es den Eindruck, als ob die unteren Stufen fehlen und die Höhle früher insgesamt eine andere Form hatte.

Von außen
erklettere ich die zweite Plattform. Sie hat eine Art Balkon nach draußen, auf dem ich sehr bequem sitzen kann.

Etwa hundert Meter weiter erhebt sich die Felsformation, in der sich die Sirgensteinhöhle befindet. Am Felsen hängen gerade zwei Kletterer. Ein kleiner Junge läuft herum und spielt. Ich grüße kurz und laufe zur Höhle hinüber. Schon der geschwungene Eingang wirkt verheißungsvoll. Von außen kann ich mehrere hübsch geschwungene bogenförmige Wände erkennen.

Der Hauptraum im Inneren erstreckt sich wie die Kuppel einer Kathedrale nach oben. Von der Decke fällt durch zwei Öffnungen spärliches Tageslicht, so dass eine Taschenlampe nicht zwingend erforderlich ist. Als ich trotzdem meine Lampe einschalte, fällt mir sofort der hintere Teil der Höhle ins Auge. Er ist um einiges niedriger als die Haupthalle und wirkt wie das Allerheiligste einer Kirche. In der Mitte liegt ein flacher Stein, der an einen Altar erinnert. Dahinter führt ein schmaler Schlupf seitlich weiter nach hinten und verjüngt sich immer mehr, bis er dann schließlich endet.

Ich genieße das angenehm kühle Klima der Höhle. An einem heißen Tag wie heute lässt es sich hier gut aushalten. Ich schalte meine Taschenlampe aus und sitze eine ganze Weile lang still im Halbdunkel. Als ich nach längerer Zeit wieder ins Freie komme, haben mich die Kletterer schon fast vergessen und sind überrascht, dass ich plötzlich wieder vor ihnen stehe.

Bei Ausgrabungen wurden in der Sirgensteinhöhle Artefakte aus der Jungsteinzeit gefunden. Später soll auf dem 20 Meter hohen Felsen eine Burg gebaut worden sein. Als ich hinaufsteige, kann ich allerdings keine Mauerreste dieser Felsenburg finden.


Spitzer Stein

Einen Kilometer weiter im Ach-Tal folgt der sogenannte "Spitze Stein". Als ich dort ankomme sitzt eine größere Gruppe Kletterer mit Kindern im Gras, während sich am Felsen dahinter mehrere Leute im Klettern üben.

Von der Vorderseite betrachtet wirkt der hoch aufragende Stein tatsächlich, als ob er spitz nach oben zuläuft. Von jeder Seiten sieht der Stein ein wenig anders aus. Nur von vorne ist die Spitze deutlich zu erkennen.


Geißenklösterle

Nicht weit vom Spitzen Stein entfernt zweigt ein kleiner steiler Pfad vom geteerten Hauptweg ab. Der Weg führt am hoch aufragenden Bruckfels entlang. Oben im Gestein st ein Loch zu erkennen. Gern würde ich erkunden, ob es sich um eine Höhle handelt, aber leider ist das Betreten der Felsformation aus Naturschutzgründen verboten.

                                        

Bei 28 Grad im Schatten ist es eine sehr schweißtreibende Angelegenheit, den Weg zum Geißenklösterle zu erklimmen. Nach dem Passieren der nächsten Felsformation gelange ich zu dem Felsentor, durch welches früher der Weg zum Geißenklösterle geführt haben soll. Die Höhle durch diesen Zugang zu betreten, war bestimmt ein besonderes Erlebnis. Heute führt der Weg in einiger Entfernung an der Felsöffnung vorbei und dann zur Höhle hinauf.

Die Höhle, in der jedes Jahr Ausgrabungen stattfinden, überrascht durch ihre Schlichtheit. Sie ist durch ein Stahlgitter abgesperrt. Von der Decke baumeln mehrere Fäden, die zur Vermessung der Fundorte bei den Ausgrabungen dienen. Hinter dem Gitter steht ein alter Stuhl und der Boden ist großräumig mit einer Plastikplane abgedeckt. Alles in allem kein wirklich schöner Anblick, aber für die Fortsetzung der Ausgrabungen offenbar notwendig.

              

Deshalb wenden wir uns lieber dem naturbelassenen linken Teil der Höhle zu. Der Felsen hat auf zwei Etagen Einbuchtungen. Es lohnt sich, dort ein wenig zu verweilen. Am hinteren Ende der Gesteinsformation mündet die obere Höhlung in ein wunderschönes Felsloch.

Im Geißenklösterle wurden, ähnlich wie im Hohle Fels, bedeutende archäologische Funde aus der Altsteinzeit gemacht. Unter anderem Mammut-, Wisent- und Bärendarstellungen aus Mammutelfenbein sowie ein Mischwesen aus Mensch und Tier. Zu den Fundstücken gehört außerdem die 12,6cm lange Flöte aus dem Knochen eines Schwans, die im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren ausgestellt ist.


Tiefental

Kurz vor Weiler radele ich ein Stück das Tiefental entlang. Kaum bin ich ein paar Meter weit gefahren, ist weit und breit niemand mehr zu sehen. Linker Hand taucht der Sautorfelsen vor mir auf, ein moosbewachsener langgestreckter Felsen mit einem Loch oben am Hang, das fast in Ost-West-Richtung verläuft.

                           

In diesem schmalen Tal kann ich mich zudem mehrfach davon überzeugen, dass es um Blaubeuren herum an allen Ecken und Enden Löcher in den Felsen und in der Erde gibt. Die beiden linken Fotos zeigen eine 30 Meter tiefe Höhle, deren Eingang mit einer nicht verschlossenen Tür gegen unbeabsichtigtes Hineinfallen gesichert ist. Die Höhle rechts führt etwa 3 Meter nach unten und 7 Meter in den Fels auf zwei Etagen. Auch viele andere Felsen weisen engere und weitere Schlupflöcher auf.

                             



Weiler

Grenzstein

Am Eingang des Tiefentals fällt mir ein Grenzstein auf mit der Inschrift "Ehemaliger Grenzstein zwischen Östterreich und Alt Württemberg". Mir war nicht bewusst, dass Östterreich einmal so weit an Württemberg herangereicht hat.


Schneckenfelsen mit Schneckenloch

Am Rand von Weiler mache ich einen kleinen Abstecher zum sogenannten Schneckenfelsen. Durch einen schmalen Einstiegsspalt kann frau ins Innere des spitzen Felsens schlüpfen. Drinnen windet sich ein Schlupfgang nach oben und mündet in eine größere Öffnung. Von dort aus startet eine Art offener Kamin, in dem Kletterbegeisterte noch weitere 45m nach oben klettern können.

                            


Donauschotterhöhle

Sehr versteckt an einem Abhang befindet sich die Donauschotterhöhle. Ein bequemer Zugang zur Höhle führt von oben durch ein Felsentor. Es handelt sich genau genommen um drei Höhlen, von denen die längste 39 Meter tief ist. Im Sediment der Höhlen haben sich Donaukiesel abgelagert, die die Ur-Donau in früheren Tagen mitgebracht hat.

         

An den Wänden der ersten und längsten Höhle sehen wir Überreste ihrer Vermessung. Teilweise müssen wir auf den Knien kriechen, dann wird der Gang stellenweise wieder etwas höher. Um ans Ende des Ganges zu gelangen müssen wir mehrfach scharf links oder rechts abbiegen. An seinem Ende befindet sich eine kleine Kammer, die gerade genug Platz für eine Person bietet. Damit wir beide die Kammer anschauen können, müssen wir akrobatisch in dem engen Gang aneinander vorbeikrabbeln.

Die zweite Höhle wird über einen schmalen Schlupfgang neben dem Ausgang der ersten Höhle betreten. Die dritte Höhle finden wir am Ausgang nach oben. Sie ist besonders eng und viel kürzer als die beiden anderen.


Schinderhüle

Die für die Schwäbische Alb typischen Teiche werden Hüle genannt. Im Fränkischen ist der Begriff ebenso gebräuchlich in der Form Hüll oder Hülle. Ich vermute, dass es sich um eine Abwandlung des Namens der Göttin Holle handelt. Wasserflächen und im speziellen kleine dunkle Teiche wurden in früheren Zeiten als Eingang zum Reich der Frau Holle betrachtet.

Im Gebiet der Schinderhüle hat sich über Jahre Sand und Staub abgelagert und eine wasserundurchlässige Schicht gebildet, über der sich das Regenwasser sammelt. In dem kleinen Biotop wachsen vor allem Rohrkolben sehr gut. Auch Frösche, Kröten und Molche fühlen sich wohl.


Felsenlabyrinth

In der als Felsenlabyrinth bezeichneten Felsformation oberhalb von Weiler liegen mehrere Kleinhöhlen, die teilweise miteinander verbunden sind.

         

Nach dem steilen Aufstieg lassen sich die Höhlen und Abris gefahrlos erklettern. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie früher als Wohnhöhlen genutzt worden sind, da sie nur eine geringe Tiefe aufweisen und Schutz vor Regen bieten. Die Aussicht auf das Dörfchen Weiler ist von dort oben sehr beeindruckend.


Küssende Sau

Eine Felsformation im Felsenlabyrinth trägt den Namen "Küssende Sau".

Vor Ort wird schnell klar, warum. Der Felsen erinnert tatsächlich an ein Schwein, das seine Schnauze an den gegenüberliegenden Felsen presst.

Rechterhand können auch hier ein paar Kleinhöhlen und Abris bestaunt werden.

Der Wanderweg führt neben der "Küssenden Sau" noch durch einen weiteren Torbogen, so dass es genau genommen zwei Felsentore sind.

Wir folgen dem Wanderweg zur Ruine Günzelburg und stellen fest, dass die "Küssende Sau" von der anderen Seite aus viel schlechter erkennbar ist.



Ruine Günzelburg

Relativ unvermittelt stehen wir nach kurzer Zeit vor der Ruine Günzelburg. Ich bin überrascht, da ich mehr Ruinenreste und weniger Felsen erwartet hatte. Stattdessen führt eine teilweise in den Felsen gehauene Treppe nach oben zu einer Aussichtsplattform.

Unten im Felsen entdecke ich zwei gemauerte Löcher, bei denen es sich um Überreste der ehemaligen Burg zu handeln scheint.

Die Ruine Günzelburg ist auch unter den Namen Greifenburg, Gryffenburg oder Denzelburg bekannt. Sie wurde im späten 13.Jahrhundert erbaut und löste die Vorgängerburg auf dem Wachfelsen ab. Um 1477 war die Anlage allerdings schon baufällig und wurde seither dem Verfall preisgegeben.

Von der Aussichtsplattform aus haben wir einen wundervollen Blick nach Weiler und das ganze Ach-Tal entlang. Ein schmaler Pfad führt noch ein kleines Stück weiter, wo der Felsen abrupt sehr steil in die Tiefe abfällt. Hier ist Vorsicht geboten. Außer einem Pfosten am vorderen Ende des Pfades gibt es hier keine weiteren Sicherungsmaßnahmen am Abgrund.


Feenwiese

Auf dem Rückweg entdecken wir die Feenwiese, von der mir eine Bekannte, die hier regelmäßig Führungen anbietet, schon viel erzählt hat. Sie bringt ihre Gruppen immer zuerst auf diese magische Wiese, bevor sie mit ihnen zur Brillenhöhle hinabsteigt. Erzählungen zufolge soll frau hier bei Einbruch der Dämmerung die Feenwesen tanzen sehen können.

Wir können uns gut vorstellen, dass hier am späten Abend bei sinkender Sonne und leichtem Nebel die Feen gern tanzen. Beinahe haben wir den Eindruck, als ob die ersten Gestalten schon hinten aus dem Wald herauskommen und sich für einen Tanz bereitmachen.


Brillenhöhle

Die Brillenhöhle ist eine großräumige Höhle mit mehreren Fensteröffnungen. Ihren Namen hat sie von den beiden zwickerförmigen Fenstern am Höhlendach, die durch einen Mittelsteg getrennt sind.

Wegen umfangreicher archäologischer Funde und der daraus resultierenden Grabungsarbeiten ist die Brillenhöhle leider verschlossen. Durch das Gitter am Höhleneingang und die eingezäunten Fenster oben lässt sich jedoch ein Blick in die Höhle erhaschen.

Etwas unterhalb der Höhle steigen wir einen steilen Pfad zur sogenannten "Großen Grotte" hinunter. Sie ist frei zugänglich. In einer großen Ausbuchtung ist eine Rundung im Fels ausgearbeitet, die dazu einlädt, sich hier niederzulassen und den Blick ins Tal zu genießen. Wir überlegen, ob sich die Menschen hier in früheren Zeiten Schlafplätze angelegt haben.

Auch kleinere Klettereien zu einer etwas höher gelegenen Bucht sind hier möglich und machen uns sehr viel Spaß.

Auf dem Rückweg entdecken wir einen kleinen Pfad, der über den Blaubeurer Tunnel führt und uns schnell in die Nähe der Innenstadt bringt.

Daniela Parr