Region 7
Hessisches Bergland, Rhön, Odenwald

Rhön

Das Gebiet der Rhön erstreckt sich über die drei Bundesländer Thüringen, Hessen und Bayern. Die Gegend wird geprägt durch eine große Anzahl an Erhebungen, darunter so bekannte wie die Wasserkuppe mit einer Höhe von 950 Metern, die Abtsrodaer Kuppe oder der Königsberg.

Milseburg

Schon von weitem erkenne ich die Milseburg, die mit ihrer außergewöhnlichen Form markant die umliegenden Erhebungen überragt. Sie neigt sich dabei leicht zu der Seite, an der ihre graue Basaltkuppe aus dem ansonsten bewaldeten Berg herausschaut.

Gleich zu Beginn meiner Wanderung flaniere ich durch ein hübsches Wäldchen den Berg hinauf. Ein wenig später tauchen etliche Basaltblöcke seitlich am Hang des Wanderweges auf, die so wirken, als seien sie gerade von oben heruntergerollt. Schon in der nächsten Kurve eröffnet sich ein weiterer wundervoller Ausblick zwischen zwei Felsformationen hindurch ins Tal. Obwohl der Himmel wolkenverhangen ist, stört dies die Fernsicht kaum. Ich habe freie Sicht auf die vielfältigen Bergkuppen der Rhön. Die Felsen links und rechts der Aussicht sind schon ein kleiner Vorgeschmack auf das Basaltgestein an der Spitze der Milseburg.

      

Die Milseburg ist ein Basaltberg. Der Weg zur Kuppe wurde als archäologischer Lehrpfad gestaltet, an dem Schilder entlang des Weges über den keltischen Ringwall informieren. Teile des früheren Walls wurden bei archäologischen Ausgrabungen freigelegt. Schon nach einigen weiteren Windungen des Weges stehe ich vor den Resten des Ringwalls, der in früheren Zeiten die Spitze des Berges großräumig umschloss. Ein Schild erklärt den Aufbau und die Lage des Walls.

Die Geschichte über den Bau der Milseburg wird ein paar Meter weiter auf einem Schild erläutert. Der Sage nach hat der Riese Mils auf diesem Berg sein Unwesen getrieben. Dies rief den Heiligen Gangolf auf den Plan, der schließlich mit seinen Truppen  gegen den Riesen vorging. Als die Truppen des Gangolf zu stark wurden, soll sich der Riese Mils umgebracht haben. Der Teufel bedeckte anschließend den Leichnam des Riesen mit Steinen. Dieser Steinhaufen soll die heutige Milseburg sein.

Bei dieser Erzählung handelt es sich mit leichten Variationen um eine klassische Sage des Christentums, die die Vertreibung des alten Glaubens beschreibt. Solche Sagen tauchen oft in Gegenden auf, in denen sich die alte Religion sehr lange erhalten konnte. Diese Erzählung überzeugt mich, dass der alte Naturglaube in der Gegend der Rhön noch sehr lange praktiziert wurde. Die Sage vermittelt auf perfide Weise, dass der Riese Mils, der für den alten Glauben steht, sich selbst getötet hat, als er keine Chance mehr für die Zukunft gesehen hat. Da es schwierig war, die frühere Religion zu vertreiben, mussten diese Geschichten erfunden werden, um die Menschen durch diese Erzählungen zu warnen, was mit ihnen geschehen könnte, wenn sie sich nicht umstimmen lassen.

         

Auf der Kuppe der Milseburg sind die großen Steinbrocken gut zu erkennen, die der Sage nach, den Riesen Mils und damit matriarchales Bewusstsein bedecken. Es sieht tatsächlich ein bisschen so aus, als ob sie einzeln vom Teufel hier aufgetürmt wurden.

Viele Wanderinnen nutzen die Gelegenheit, sich hier oben in der bizarren Felslandschaft niederzulassen und die Aussicht zu genießen. Dabei lassen sie sich auch nicht vom Wind abhalten, der frau hier oben heftig um die Ohren pfeift.

An der höchsten Stelle der Felslandschaft befindet sich ein mit seitlichen Streben fest verankertes Kreuz. Ein wenig tiefer auf dem grasbewachsenen Plateau wurde für St. Gangolf eine Wallfahrtskirche erbaut: Dies zeigt mir erneut, dass es sich um einen bedeutenden vorchristilichen Kultort gehandelt haben muss. Durch den Bau der Wallfahrtskirche wurde er vom Christentum in Besitz genommen. Auch eine Burganlage findet sich ein wenig weiter unten am Berg. Auch Burgen wurden gerne an alten Kraft und Kultplätzen erbaut.

Kreuzberg

Um zum Kreuzberg zu gelangen, kann frau entweder schon einen Kilometer vor dem Kreuzberg parken und ein Stück wandern oder den kostenpflichtigen Parkplatz direkt am Fuße des Berges nutzen. Auch die höchste Bushaltestelle Frankens (860 Metern über NN), die von einem Wanderbus angefahren wird, liegt gleich nebenan.

Ein Kreuzweg mit 14 Stationen führt in Schlangenlinien den Berg hinauf. Es ist deutlich zu sehen, dass er nachträglich von der Kirche angelegt wurde. Die Wegeführung folgt keinem vernünftigen System, sondern verlängert nur unnötig den Weg auf den Berg.

Kurz vor dem Gipfel des Berges beschreibt der Kreuzweg eine letzte große Schleife. Die letzte Station mit dem Titel "Jesus wird ins Grab gelegt" befindet sich direkt an der Haupttreppe, so dass alle Besucherinnen des Berges daran vorbei laufen müssen. Im Inneren des Häuschens liegt in annähernder Lebensgröße eine plastische Darstellung des gekreuzigten Jesus, dem eine weinende Maria an die Seite gestellt wurde.

Ein paar Meter weiter oben wird der Gipfel des Berges von den drei großen Kreuzen geziert, die ich schon von Fotos kenne und die als "Markenzeichen" des Kreuzberges gelten. Der ganze Berg wurde von der Kirche großräumig durch das Aufstellen von Kreuzen und Kreuzwegen vereinnahmt.

           

Wenn frau dem Wanderweg weiter folgt, kommt sie auf einem Rundweg zum Kloster Kreuzberg. Die Gaststätte beim Kloster ist ein beliebtes Ausflugsziel. Auch andere Ziele sind von hier oben gut zu erreichen und übersichtlich beschildert.

Rotes Moor

Ganz in der Nähe der Milseburg und des Kreuzberges befindet sich das sogenannte "Rote Moor". Neben dem Schwarzen Moor ist es das zweitgrößte Hochmoor im Biosphärenreservat Rhön.

          

Schon nach wenigen Metern auf dem Rundwanderweg gelange ich zum sogenannten Moorweiher, in dem das abfließende Moorwasser künstlich gestaut wird. Die Sicht auf den See wird leider durch einen Holzzaun ein wenig beeinträchtigt. Der Zaun schützt das Moor vor Besuchern, die versuchen, sich einen Zugang zum Wasser zu verschaffen.

          

Ich entscheide mich für die kleine Runde durch das Moor und biege links ab. Schon nach kurzer Zeit wandere ich durch eine typische Moorlandschaft mit Heidekraut, krumm gewachsenen Birken und kleinen Nadelbäumen. Die touristisch ausgebaute Strecke, deren Wanderweg auf Holzstegen verläuft, macht zirka ein Drittel des gesamten Roten Moores aus.

Am Weg angebrachte Tafeln informieren unter anderen über die Entstehung und Pflege des Moores, sowie über die Abtorfung und die heutigen Schutzmaßnahmen zur Erhaltung des Moores.

Am hinteren Ende des Weges öffnet sich eine große Wiesenfläche, auf der verschiedene Grasarten und Wiesenkräuter wachsen. Daneben steht ein Aussichtsturm, von dem aus besonders bei Einbruch der Dunkelheit Tiere beobachtet werden können.

Der Rückweg verläuft ebenso über einen Bohlenweg. Weiter vorne komme ich an einer offenen Holzhütte mit einem Grillplatz vorbei. Auch bei schlechtem Wetter ist es möglich, hier im Trockenen zu essen.


Schwarzes Moor

Das Schwarze Moor ist das größte Hochmoor im Biosphärenreservat Rhön. Es liegt genau auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser und wurde in die Liste der 10 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen. Nach dem Kreuzberg hat es die zweithöchste Besucherzahl in der Rhön.

Der gut ausgeschilderte Parkplatz befindet sich direkt an der Landstraße. Von dort aus kann das Eingangstor des Moores auf einem Fußweg entlang der Straße schnell erreicht werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Eingangstor verschlossen. Es lässt sich dann aber erfreulicherweise leicht öffnen, da es nur von einer gespannten Feder geschlossen gehalten wird. Auf der anderen Seite der Grasfläche kann ich den Aussichtsturm entdecken. Von oben hat frau einen guten Ausblick auf das Moor und vor allem auf das sogenannte Moorauge, einen kleinen See weiter hinten im Moor.

               

Auch das Schwarze Moor ist wie das Rote Moor mit einem gut befestigten Bohlenweg erschlossen, auf dem es sich gut laufen lässt. Da es schon recht spät ist, begegne ich bei meiner Runde zwei Studentinnen, die mir eifrig diskutierend entgegen kommen.

Auf Höhe des Moorauges und auch schon vorher sind informative Tafeln über die Entstehung und Zusammensetzung des Moores angebracht.

Am anderen Ende finde ich eine schematische Zeichnung, die den Aufbau und die Zusammensetzung eines Hochmoors erklärt.

Der Rückweg führt mich durch die typische Moorlandschaft eines Niedermoores mit niedrigen Büschen und Birken. Wie beim Roten Moor auch, ist ungefähr ein Drittel der Gesamtfläche des Moores auf Stegen begehbar.

Fladungen

Sechs Kilometer vom Schwarzen Moor entfernt, liegt das nette kleine Städtchen Fladungen, das sich hübsch ins Tal der Streu schmiegt. In dem staatlich anerkannten Erholungsort sind einige Pensionen und auch ein Hotel ansässig. Es ist der ideale Ausgangspunkt, um von hier Tagesausflüge in die Rhön zu unternehmen.

Daniela Parr