Region 7
Hessisches Bergland, Rhön, Odenwald

Bei den Matronen im Odenwald
von Doreen Doristochter


Daniela und ich waren mit Ima Krüger nach dem Essen verabredet. Auf ihre Empfehlung hin speisen wir im Odenwald Gasthaus „Zum Löwen“ in Langenbrombach. Das Essen war lecker und das Gasthaus gemütlich. Vor dem Restaurant warteten wir auf Ima, die wir vorher noch nie gesehen hatten. Wir erkannten sie trotzdem schnell. Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon los. Wir fuhren mit unserem Auto hinter Ima her zu den verschiedenen Plätzen, die sie uns zeigen wollte.


Die Kirche von Mümling-Grumbach

Unser erstes Ziel war die Kirche von Mümling-Grumbach. Von außen etwas unscheinbar ist in ihrer Wand innen ein Matronenstein eingemauert, der 1848 in die Kirchenmauer eingesetzt wurde. Es war schön, wieder einen originalen Stein zu sehen. Dadurch, dass der Stein eingemauert ist, wissen wir nicht, was an der Seite eingemeißelt war. Die sitzenden Matronen strahlen Würde und Ruhe aus, trotz der Verwitterung. Die Matrone in der Mitte hat kein Gesicht mehr, ihre gelösten Haare sind nur schwer zu erkennen. Die mittlere Matrone war die einzige, die keine Haube trug. Als der Stein erstmals wieder entdeckt wurde, hat man(n) die Hauben als Heiligenschein interpretiert. Der mittleren Figur wurde daher, als "heidnische" Figur das Gesicht weggemeißelt, da es nicht sein kann, dass eine Normalsterbliche unter Heiligen sitzt. Dass es sich bei dieser Figur um eine junge Göttin handeln könnte, war gänzlich unvorstellbar.

Der Stein ist sichtlich alt. Er führt uns zurück in andere Zeiten, wo Frauen noch als Göttinnen verehrt wurden.



Die Haselburg

Danach fuhren wir zur Haselburg. Es sind noch Mauern des römischen Gutshofs zu sehen. Hier ist in einer Mauer eine Replik des Matronensteins eingelassen. Eine Freundin von Ima, Barbara Linnenbrügger, hat zusammen mit dem Haselburg-Verein diese wunderschöne Replik bezahlt. Sie haben dafür gekämpft, der jungen Matrone in der Mitte ein Gesicht zu geben. Uns gefiel es gut, die Matronen unter freiem Himmel anschauen und berühren zu können.

Ima erzählte uns, dass auf dem Gelände der Haselburg ein Frauengrab mit reichen Beigaben gefunden wurde, das aus einer sehr viel früheren keltischen Besiedlung stammt. Eine Freundin von Ima kam zufällig vorbei, als die Ausgräber alles zusammenlegten. Leider hatte sie keinen Fotoapparat dabei. Wie so oft verschwand dann alles in den Archiven der Museen.


Wir verabschiedeten uns von den Matronen und fuhren zu einem Café, wo es die besten Torten geben sollte. Eine Reisegruppe war gerade eingekehrt und belagerte die Konditorin. Wir fanden draußen eine Platz und trafen dort auf Freundinnen von Ima. Einige hatten zur Matronen-Ausstellung im Jahre 2 JdF beigetragen. Ima hatte Fotos und Text von der Ausstelllung dabei. Wir waren fasziniert.

Die Frauen erzählten uns von den Wildweibchensteinen, die wir später noch besuchten und von den Quellensteinen der Künstlerin Eva-Gesinde Wegner. Das Treffen mit diesen Frauen war unerwartet und sehr berührend. Ein stimmiger Abschluss unseres Besuchs der Matronen im Odenwald.

Doreen Doristochter