Region 6
Niederrhein, Eifel, Hunsrück, Pfalz und Saarland

Buchholzhöhle, Drachenfels, Teufelstisch
Rätselhafte Kammern, Wohnorte der Drachin, geheimnisvolle Felstische
von Daniela Parr


Busenberg

Buchkammer im Heidenfels

Vom Parkplatz der Pfälzerwaldhütte aus laufe ich als erstes zum sogenannten Heidenfels, der sich auf dem Heidenberg befindet. Schon von weitem kann ich den bügeleisenförmigen Felsen in die Höhe ragen sehen.

Ein Bekannter vom Arbeitskreis für Erdstallforschung hat mir von der Buchkammerhöhle erzählt, in der es vier in den Fels gehauene Kammern gibt, über deren Funktion bis heute gerätselt wird. Der Name der Höhle soll von "Buchtkammer" herühren, da die Höhle eine ganze Zeit lang als Gefängnis genutzt wurde und hier Leute "eingebuchtet" wurden.

Gleich vorne am Felsen ist ein Schlüssel eingraviert. Überall am Felsen sind außerdem Runen zu sehen. Über dem Schlüssel und den Runen wurde ein Kreuz ergänzt, um das alte Symbol zu christianisieren und somit seine Bedeutung zu bannen.


Heidenlöcher

Als erstes gehe ich um die langgestreckte Felsformation herum und steige auf das obere Plateau. Dort oben sollen sich die "Heidenlöcher" befinden. Mir fällt eine in den Fels geschlagene Treppe mit zwei Stufen auf. Es kommt mir sofort in den Sinn, dass es sich um einen Heilsitz handeln könnte. Stufen wurden oft in Felsen hineingeschlagen, um die an einem Felsen vorhandenen Energien in eine bestimmte Richtung zu lenken. Dies wurde unter anderem von Oswald Tränkenschuh für die Heilstein in Jesserndorf beschrieben.

         

Auf der Suche nach den "Heidenlöchern" überquere ich mehrere flach auf dem Boden liegende Steine. Schließlich finde ich ganz am Ende des Felsen ein rundes Loch, das von Menschenhand in den Felsen eingebracht wurde. Es erinnert mich an einen klassischen Schälchenstein, also einen Stein, in den Vertiefungen eingebracht wurden, um dort Flüssigkeiten wie Öl oder Getreidekörner als Gaben für die Wesenheiten des Ortes hineinzugeben.

Direkt hinter dem Loch fällt der Felsen 15 Meter in die Tiefe ab. Ich habe keine Ahnung, wie die Menschen in früheren Zeiten dort ihre Gaben abgelegt haben, ohne abzustürzen.

Auf dem Rückweg fallen mir nun immer wieder auf den flach am Boden liegenden Steinen die Vertiefungen und Schälchen auf. Da sie hier nicht so deutlich ausgeprägt sind, habe ich sie vorher nicht bemerkt.


Buchkammer

Schließlich sehe ich auf der anderen Seite des Felsens die Eingangsöffnung zur Buchkammer. Da ich sehr spontan hierher gefahren bin, habe ich keinerlei Ausrüstung bei mir, um in die Höhle zu gelangen.

Auf einem Schild sind die vier Kammern der Buchholzhöhle abgebildet. Ihnen könnte eine Bedeutung als Erdstall zukommen. Es ist nicht klar, ob hier Menschen gewohnt haben oder ob die Höhle zu Kultzwecken genutzt wurde.

Wie aus dem Nichts kommt plötzlich ein Pärchen mit Kletterausrüstung um die Ecke. Sie wollen in die Höhle klettern. Da ich vor gar nicht allzu langer Zeit an einem Kletterkurs teilgenommen habe, leihen die beiden mir ihre Kletterausrüstung und nehmen mich mit in die Höhle.

Die Frau klettert ohne Ausrüstung nach oben und hängt das Seil für uns ein. Da es bei ihr sehr mühelos ausgesehen hat, mache ich mich ebenfalls auf den Weg. Schon bald bin ich froh, mich an dem Seil festhalten zu können, da es gleich unten einen kleinen Überhang gibt. Der Rest der Strecke lässt sich ganz gut ohne Seil bewältigen.

Oben angekommen, bin ich fasziniert von der Schönheit dieser Höhle. Wir treten durch einen Eingang im zweiten Raum ein. Ein weiterer Raum geht nach links ab, zwei Räume folgen rechts. Die vier Räume liegen alle hintereinander und erinnern an eine Wohnung. Durch das seitlich einfallende Licht entsteht eine magische Stimmung. Der Alltag ist ganz weit weg. Ich habe ein Gefühl von tiefer Ruhe.

         

Die Räume der Höhle wurden passgenau in den Felsen eingeschnitten. Links und rechts gibt es Fenster nach draußen. Einer der Räume ist komplett mit Stroh ausgelegt, da hier öfter mal Kletterer übernachten. Ein Witzbold hat den Weg "Zum Klo" beschildert. Es geht ein Stück auf einem Felssims entlang und weiter vorne befindet sich ein Haken zum Einhaken während des "freischwebenden Geschäfts". Am meisten amüsieren wir über einen Rattan-Papierkorb, der mit Bierdosen gefüllt ist. Ordnung muss sein.

An der Höhlenwand sind mehrere Ritzungen zu sehen. Besonders ins Auge fällt die gemeißelte Form einer Yoni, eines weiblichen Geschlechtsteils.

Direkt daneben sehen wir einen Schmetterling an der Wand. Ansonsten sind verschiedene Jahreszahlen und auch Runen zu finden. Viele Menschen haben sich hier verewigt, so dass es gar nicht so einfach ist, die ursprünglichen Felsbilder von den neuzeitlichen zu unterscheiden.

Wir verweilen noch eine ganze Zeit lang hier oben und genießen die Ruhe der Räume. Es macht sicher Spaß, in den Räumen zu übernachten.

Als wir uns an den Abstieg wagen, bin ich froh, dass wir uns abseilen können. Ein Besuch der Höhle ohne Kletterausrüstung ist absolut nicht zu empfehlen.



Grafik: Johannes Stengel


Heidenpfeiler

Auf dem Rückweg folge ich dem schmalen Pfad auf dem Kamm des Heidenfels. Der Weg führt mich an einer hübschen Sitzbank vorbei. Links und rechts wachsen üppige Blaubeersträucher, an denen schon die erste grünen Beeren zu sehen sind.

Schließlich komme ich an den Heidenpfeilern an, zwei Felsentürmen, die in roter Sandsteinoptik neben dem Weg aufragen. Obwohl sie sehr dicht beieinander stehen, sind sie auf Grund der Bäume nur sehr schwer beide auf ein Foto zu bekommen.

         

In einem der beiden Heidenpfeiler befindet sich ein Schlupfloch. Da es mir sehr schmal vorkommt, verzichte ich auf den Versuch, durchzuschlüpfen. Direkt neben den Heidenpfeilern haben Spaziergänger kleine Steinhäufchen errichtet, die sehr gut ins Gesamtbild passen.


Schlüsselfels

Gleich daneben zweigt ein schmaler Pfad zum Schlüsselfels ab. Nach einem ersten Plateau folgt ein schmaler Übergang zu einem weiteren Plateau. Links und rechts davon geht es steil bergab. Vorne auf dem Plateau bestaune ich bei schönstem Sonnenwetter die phantastische Aussicht an einem der schönsten Aussichtspunkte der Südpfalz. Wohin ich auch schaue: Bäume und noch mehr Bäume. Die Berges des Pfälzer Waldes liegen wie ein endloses Meer vor mir, in das der Schlüsselfels hineinragt.

          

Obwohl es schon spät am Abend ist, brennt die Sonne heiß auf den Felsen.

Auf dem Rückweg muss ich erneut die schmale Stelle überwinden. Daher bin ich froh, als ich wieder "festen" Boden unter den Füßen habe.


Drachenfels

Auf dem Berg gegenüber befindet sich die Burgruine Drachenfels. Sie wurde, wie viele andere Burgen, auf einem vorchristlichen Kultplatz errichtet und teilweise in den Felsen hineingebaut.

An der höchsten Stelle ragt ein auffälliger Fels nach oben, der im Volksmund "Backenzahn" genannt wird. Dieser ist über eine Treppe begehbar gemacht worden und bietet einen phantastischen Ausblick über den Wasgau.

Luftaufnahme: Johannes Stengel

         

    

         

         



Hinterweidenthal


Teufelstisch

Einer der ersten Schulausflüge meiner Kindheit führte mich zum Teufelstisch, dem Wahrzeichen der Pfalz. Der pilzförmige Teufelstisch besteht aus rotem Sandstein und ist insgesamt 14 Meter hoch. Die Tischplatte hat ein Ausmaß von zirka 7x7 Metern und ist etwa 3,5 Meter dick.

1947 wurde eine Briefmarke gedruckt, auf der der Teufelstisch abgebildet war.

Der Sage nach hat der Teufels eines nachts das Kaltenbacher Tal durchquert. Ganz in der Nähe von Hinterweidenthal bekam er Hunger und machte sich auf die Suche nach einem Platz zum Rasten. Da er keine gute Gelegenheit fand, stapelte er zwei große Sandsteinfelsen zu einem Tisch, um daran sein Mahl zu halten. Nachdem er satt war, ließ er den Tisch einfach stehen und verschwand. Die Menschen, die den Tisch sahen, bekamen große Angst. Nur ein Mann im Dorf brüstete sich, dass er in der nächsten Nacht mit dem Teufel im Wald gemeinsam sein Mahl einnehmen wolle. Um Mitternacht vernahm man im Dorf einen durchdringenden Schrei. Von dem Mann ward nichts mehr gesehen.

Daniela Parr