Region 6
Niederrhein, Eifel, Hunsrück, Pfalz und Saarland

Kraftplätze in der Vulkaneifel
ein Erlebnisbericht
von Daniela Parr


Der Ettringer Bellberg

Mit der Beschreibung von Gisela Graichen im Gepäck, mache ich mich auf zum Ettringer Bellberg. Hier soll es früher ein Matronenheiligtum gegeben haben. Der "Bellerberg", wie er vor Ort auf den Schildern genannt wird, ist der Rest eines früheren Vulkankraters mit Zentralkegel. Die Basaltlava wurde schon vor längerem abgetragen, so dass links und rechts nur noch Teile des Vulkans stehen geblieben sind. Der Atmosphäre des Berges tut das zum Glück überhaupt keinen Abbruch. Schon als ich hinauf fahre, bemerke ich die besondere Stimmung dort oben.

Das Gebiet des Bellerberges ist klar umgrenzt. Auf dem ehemaligen Vulkan wächst die bei felsigem Untergrund übliche Magergraswiese. Die typische Vegetation, die gerade gelb blüht, liegt still im Sonnenschein.

Ganz oben steht eine Bank mit Blick auf den ehemaligen Zentralkegel. In dem durch das Abtragen des Lavagesteins entstandenen Loch befinden sich mittlerweile landwirtschaftlich genutzte Felder.

Der Name "Bellerberg" ist abgeleitet von "bell", was Bauch bedeutet und für den schwangeren Bauch der Erde steht, der oft an Hügeln kultisch verehrt wird. Auch das englische Wort "belly" gehört zu diesem Wortstamm.

Der Bellerberg ist Teil einer ganzen Vulkangruppe. Von oben sind einige der schwangeren Bäuche zu sehen.


Das Laacher Maar

Der Laacher See gilt weithin als das größte Maar der Vulkaneifel. Genau genommen handelt es sich aber um eine sogenannte wassergefüllte Caldera. Diese entsteht, wenn ein Vulkankegel einstürzt und nur der Rand stehenbleibt. Der zurückbleibende Krater füllt sich nach und nach mit Wasser. Der Laacher See ist die einzige wassergefüllte Caldera in Europa.

Bekannt ist auch die Benediktikerabtei Maria Laach, die direkt daneben steht.


Der Goloring bei Wolken

Der Goloring bei Wolken wird im Volksmund "Eifel-Stonehenge" genannt. Mit großen Erwartungen mache ich mich auf den Weg. Um so enttäuschter bin ich, als ich erst einmal an der Anlage vorbeifahren muss, da es recht schwierig ist, dort anzuhalten.

Ich lande in dem Dörfchen mit dem interessanten Namen Wolken. Die örtliche Gemeindehalle wurde in Goloring-Halle umbenannt. Der Ort scheint die zunehmende Popularität des ehemaligen Kultplatzes zu nutzen. Schade nur, dass er so schlecht erreichbar ist.

Ich versuche ein zweites Mal mein Glück. Die Lage auf einem ehemaligen Militärgebiet inspiriert mich nicht gerade. Dieses Mal stoppe ich am Wegweiser "Goloring - keltische Kultstätte" und schaue mich ein wenig um. Um das Gelände herum zieht sich ein Sicherheitszaun. Die Militärvergangenheit des Platzes ist noch deutlich zu sehen.

Mit viel Mühe kann ich durch den Zaun hindurchspähen. Durch die Absperrung lässt sich die Anlage nur erahnen. Besichtigungen sind nur mit einer Führung möglich. Am Zaun hängt ein Hinweis-Schild mit der Telefonnummer der "GDEK - Außenstelle Koblenz", die die Führungen organisiert.

Der Goloring soll fast kreisrund sein. Der Innenraum hat laut Schild einen Durchmesser von etwa 190 Metern. Jeweils im Westen, Norden und Süden sind Wall und Graben durch einen Eingang unterbrochen. Der westlichen Eingang ist sehr groß, die beiden anderen Eingänge sind jeweils nur 2 Meter breit. In der Mitte des Innenraums erhebt sich ein nahezu kreisrundes Plateau. Früher stand in dessen Mitte ein großer Holzpfosten.

Von der Anlage her gehört der Goloring zu den Henge-Heiligtümern, die eher von den Britischen Inseln bekannt sind. Es wird davon ausgegangen, dass der Goloring eine Stätte für den Totenkult gewesen sein soll. In der näheren Umgebung liegen sich zwei ausgedehnte Grabhügelfelder, die heute teilweise von der Landstraße durchschnitten werden. Durch den Pfahl in der Mitte des Golorings, wird auch eine Funktion als Kalendarium nicht ausgeschlossen. Es könnte sich um eine Sonnenuhr handeln, an der bestimmte Daten im Jahresverlauf mit Hilfe des Schattenwurfs des Pfostens abgelesen werden konnten.


Die Burg Eltz

Vom großen Parkplatz aus folge ich den anderen Besuchern einen sehr steilen Berg hinunter. Schon hinter der ersten Kurve folgt ein Aussichtspunkt mit einem tollem Ausblick auf die Burg Eltz.

Die Burg steht in einem tiefen Tal auf einem Hügel und wird von einer breiten Fluss-Schlaufe umrahmt. Es sieht so aus, als ob der Fluss heute kein Wasser mehr führt, aber bei näherem Hinschauen kann ich das kleine Flüsslein Elz entdecken, das auch heute noch dort seine Bahnen zieht. Es ist ein malerischer Anblick, wie es die Burg von drei Seiten umschließt.

Unten an der Burg angekommen zieht es die meisten erst einmal ans Wasser. Die Kinder erfreuen sich an alten umgefallenen Baumwurzeln, die Erwachsenen flanieren auf einer Brücke und blicken versonnen aufs Wasser. Ich kühle meine Füße im Bach. Ein paar Kinder tun es mir gleich.

Die Burgbesichtigung läuft ab wie in anderen Burgen auch. Zum festgelegten Zeitpunkt erscheinen alle im Hof, es folgt eine Führung durch ausgewählte Räume, zum Abschluss müssen alle durch den Museums-Shop und schon stehen wir wieder draußen. Der Gewölbekeller mit der Waffenausstellung kann selbstständig besichtigt werden.

Da Waffen nicht so mein Ding sind, bin ich sehr schnell wieder draußen. Dort bestelle ich mir am Kiosk einen Flammkuchen. Dafür, dass er aus der Packung kommt, ist der Preis recht stattlich. Schließlich sehe ich zu, dass ich aus dem inneren touristischen Ring herauskomme.

Ein Waldweg, der am oberen Parkplatz endet, führt seitlich den Berg hinauf. Er ist ungeteert und wird daher wenig genutzt. Vom Hügel gegenüber kann ich ungestört den Ausblick auf die Burg genießen und noch ein wenig die Seele baumeln lassen.


Andernach

Die Stadt Andernach nennt sich im Dialekt "Annenach", was so viel wie "Fluss der Ahninnen" bedeutet. Ein Fernsehbericht über die hier angelegten Bürger-Gärten in den Grünanlagen und um das Schloss herum hat mich neugierig gemacht.

Das Schloss ist schnell gefunden. Vor der massiven Mauer erkenne ich einige Reihen mit Salaten, Möhren und Kohlrabi. Im Burggraben stehen pyramidenförmig zusammengebundene Stöcke, an denen Bohnen nach oben ranken. In der Burg laufen ein paar Hühner im Burggraben frei herum.

Die Pflege der Blumenbeete in den Grünanlagen ist durch das neue Konzept viel einfach geworden. Früher mussten mehrfach im Jahr Blumen der Saison gepflanzt werden. Heute wachsen hier unter anderen Katzenminze, Taglilie und Grünkohl. Die Kosten für die Stadt sind auf ein Zentel der früheren Summe gesunken.

Die Anwohnerinnen um das Schloss herum nehmen durchaus den ein oder anderen Salat aus dem Schlossgarten mit nach Hause. Vorbeikommende Spaziergänger erzählen aber auch, dass einige sich scheuen, einfach so etwas zu ernten. Im großen und ganzen wird das Projekt gut angenommen. Die Befürchtungen, dass es zu Vandalismus kommen könnte, waren zum Glück unbegründet.

Zum Schluss bekomme ich den Tipp, ins fünf Kilometer entfernte Eich zu fahren. Dort gibt es einen großen Permakulturgarten aus dem der Sender SWR4 sonntags live über den Anbau von Gemüse und Kräutern berichtet. Laut Aussage der Einheimischen ist das Interesse groß. Auch Bürgerfeste mit Live-Übertragung werden hier gefeiert.

          

Die Hochbeete wirken relativ neu. An einigen Stellen blüht schon etwas, an anderen Stellen ist die Erde noch recht kahl. Der Mandala-Garten wurde mit viel Liebe angelegt. Auch die Kräuterspirale ist schon bepflanzt.

Verwundert stelle ich fest, dass außer mir niemand im Garten unterwegs ist. Es fräut mich zu sehen, dass die Stadt Andernach öffentliche Flächen zur Verfügung stellt, die ein gesundes Stadtklima schaffen und den BürgerInnen Freiflächen bieten.


Koblenz

Von der Eifel aus mache ich an einem regnerischen Tag einen kurzen Abstecher nach Koblenz. Ich möchte mit der neuen Seilbahn vom Deutschen Eck über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein auf dem Berg gegenüber fahren.

Die Seilbahn mit ihren 18 Panoramagondeln wurde für die Gartenschau gebaut, die sowohl um das Deutsche Eck herum, als auch auf dem Plateau des Ehrenbreitsteins stattfand. Da ein Spaziergang am Deutschen Eck bei Regen wenig erfräulich ist, sitze ich kurze Zeit später in einer Gondel und überbrücke die 118m über den Rhein zur Festung. Durch die großen Fenster der Godeln ist die Aussicht auf den Rhein trotz des schlechten Wetters gradios.

Da ich die Festung Ehrenbreitstein noch aus Jugendherbergs-Zeiten kenne, bin ich sehr gespannt, wie es dort nach der Gartenschau aussieht. Das Gelände ist allerdings kaum wiederzuerkennen. Der Teil, auf dem die zur Jugendherberge umgebaute Burg steht, ist großräumig abgesperrt. Der Rest der Anlage wirkt sehr steril und gar nicht wie ein lebendiges ehemaliges Gartenschaugelände. Da der Winter sehr kalt war, blüht kaum etwas. Viel gibt es im Moment nicht zu sehen hier oben. Ich schaue mich kurz im Souvenir-Shop um und fahre relativ schnell wieder nach unten.

Der Ausblick auf den "Strom der Frau Ley" (Heide Göttner-Abendroth) versöhnt mich wieder ein wenig an diesem tristen Tag.

Daniela Parr