Region 5
Teutoburger Wald, Münsterland, Bergisches Land, Sauerland, Westerwald

Exkursion zu den Externsteinen

Die 13 Sandsteinfelsen der Externsteine mit ihren Plateaus, Treppen, Felsräumen und Altarnischen haben uns schon bei unserem ersten Besuch fasziniert. Dieses Mal nehmen wir uns gleich mehrere Tage dafür Zeit. Passend zu unseren Plänen bietet Ludwig Schön eine viertägige Exkursion rund um die Externsteine an. 


Tag 1 – Donnerstag
(Tag des grünen Mannes)

Da das Seminar erst abends beginnt, verabreden wir uns um die Mittagszeit mit Renate Otto-Walter und einer Fräundin von ihr an den Externsteinen. Wir sind auf die beiden aufmerksam geworden, da sie im Jahre 2010 drei der dreizehn indigenen Großmütter zu einem Seminar und einem Ritual an den Externsteinen eingeladen haben. www.grandmotherscouncil.org Bei Kaffee und Kuchen erfahren wir viel Interessantes über diese und weitere Begegnungen der beiden mit den indigenen Großmüttern.

Renate erzählt uns, dass sie die Externsteine wenn möglich nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden besucht. Zu diesen Zeiten sind kaum Touristen unterwegs. Wir besuchen gemeinsam die unbekannteren Steinformationen der Externsteine, zu denen sich seltener jemand verirrt.

An der Außenseite des Runenstein finden sich alte Runenritzungen, die dem Stein seinen Namen geben. Die drei indigenen Großmütter haben hier mehrere Kraftplätze gefunden und Visionen erfahren. Auf dem liegenden Stein wurden Rinnen eingearbeitet, die wie ein Strichcode wirken. Viele Löcher sind heute verfüllt. Renate vermutet, dass dort früher getönt wurde und die Laute bis unten an den Externsteinen zu hören waren. Wir legen uns auf den Runenstein, um die Schwingungen und Energie an diesem Platz zu erspüren.

Als nächstes besuchen wir den Mutterstein, einen Felsen mit einem breiten senkrechten Schlitz, der an eine Vulva erinnert. Unsere Vorfahren haben ihn sicherlich als Symbol unserer Herkunft und der Wiedergeburt verehrt.

Noch heute führen die Besucherinnen diese Tradition fort, indem sie bunte Bänder in den Strauch neben den Mutterstein knüfen und Gaben am Stein ablegen. Wir finden unter anderem Glasperlen, Tannenzapfen, brennende Kerzen und Muscheln.

Da Renate und ihre Fräundin einen Termin haben, müssen wir uns schon nach zwei Stunden wieder von den beiden verabschieden. Die Zeit verging wie im Flug und wir versprechen, in Kontakt zu bleiben.


Am Abend treffen wir Ludwig Schön und die vier anderen Teilnehmerinnen im Hotel Weber zum Abendessen. In diesem Jahr ist die Gruppe besonders klein. Ludwig Schön hält die Steine für  d e n   wichtigsten Kultort in ganz Europa. Er erzählt uns von seinen bisherigen Erfahrungen an den Externsteinen. Die Menschen tönen, meditieren und feiern Jahreszeitenfeste, teilweise in großer Gemeinschaft. Die örtlichen Institutionen sehen diese spirituelle Kontaktaufnahme mit den Steinen mit argwöhnischem Auge. Sie erschweren den Zugang zu den Steinen und wollen nur den Massentourismus zulassen. Bäume werden gefällt, um das Übernachten in Zelten bei den großen Festen zu verhindern. Alte Wege werden mit Hecken versperrt und Zäune errichtet, um den Zugang zu den heiligen Steinen im Wald zu verhindern. Auf der Feenwiese wurden alle großen Buchen gefällt, um sie gewinnbringend zu verkaufen. Es existieren aber zum Glück auch Gegeninitiativen. Eine Gruppe, die derzeit an den Feenwiese campiert, räumt in mühevoller Arbeit den Platz auf, sortiert die wild verstreuten Äste und gestaltet mit Tannenzapfen Kunst auf den abgesägten Baumstümpfen. Außerdem haben sie eine Klage gegen das Forstamt eröffnet, da der alte Buchenbestand überhaupt nicht hätte gefällt werden dürfen.

Noch am gleichen Abend machen wir uns gegen 20 Uhr auf den Weg über den Bärenstein zu den Externsteinen.  Auch Ludwig Schön möchte an den Externsteinen die ruhigeren Stunden ohne Touristen nutzen.

Nach wenigen Metern kamen wir an einen hohlen Baumstumpf am Wegesrand. Er erinnert uns an eine Abschussrampe in den Himmel. Einige von uns stellten sich in den Hohlraum. Es fühlte sich an, als ob die Energie in dem Baum nach oben streben.

Dann erreichten wir den Wall, der das Gebiet der Externsteine weiträumig mehr oder weniger gut sichtbar umschließt. Ludwig schloss aufgrund der Namensgleichheit vom Wall auf Walburga und Wallfahrten. An dieser Stelle war er sehr gut zu sehen. Wir hielten so lange inne, bis die Geister des Ortes uns einließen.  

Auf dem Bärenstein wachsen viele Stechpalmen (Ilex) und Holler-Sträucher. Diese Pflanzen sind typischerweise an heiligen Plätzen zu finden und wir fräuten uns sehr darüber, sie hier zu finden.

Ein Stück weiter des Weges fanden wir den Thronstein, den jede von uns einmal zum Sitzen ausprobieren musste. Auch die steinerne Massageliege, die tiefer im Wald liegt, wurde intensiv von uns getestet.

Auf der Kuppe des Bärensteins wies uns Ludwig auf die Bärenkraft hin: Ein altes Krafttier hier in Europa. Die Bärenmutter verteidigt ihr Junges bis in den Tod. Diese Frauenkraft wird heute in Deutschland bekämpft. Der frei herumstreifende Bruno wird erschossen, ein Knut im Zoo zieht hingegen die Menschenmengen an.

Der Bärenstein selbst verwöhnte uns an diesem Abend mit einem wunderschönen Abendrot und jagenden Fledermäusen, die wir erfräut bewunderten.

Wir kamen an dem See hinter den Externsteinen heraus. Gleich der erste Fels erinnert mich von dieser Seite aus an eine alte Frau. Lagerfeuer der „alternativen“ Besucher brannten, irgendwer hatte Kerzen in den Felsritzen angezündet – eine anziehende und magische Stimmung. Wir standen lange auf der Wiese und genossen schweigend den Anblick des bekanntesten deutschen Kultplatzes.

Danach setzten wir uns auf eine Bank und betrachteten das sogenannte Kreuzabnahmerelief. Ludwig wies kurz auf die versteckte Weltensäule, die Irminsul hin. Die Irminsul war der Lebens- und Weltenbaum und trug das All. Auf dem Felsbild ist sie als gebeugtes Symbol des alten Glaubens noch immer zu finden. Ein Besucher tönte in den Felsen. Nach diesem ersten Eindruck von den Felsen machten wir uns im Dunklen auf den Rückweg.



Dies schließt einen Besuch der inneren Kammer mit ein, bei dem Ludwig Schön einen alternativen Blick auf die Besonderheiten der Kammer präsentiert. Unter anderem erklärt er die Funktion des Summsteins, zeigt die kesselförmige Vertiefung im Boden und weist auf die Spiralen an der Wand hin.

Tag 2 – Freitag

Wir machten uns früh morgens auf den Weg, um den Schlüssel für die innere Kammer zu bekommen. Diese ist verschlossen und wird nur noch für wenige Gruppen geöffnet. Als wir ankamen, zog ein Angler gerade einen Hecht aus dem Teich. Es war ein großer Fisch! Da die Frau mit dem Schlüssel noch nicht da war, zeigte Ludwig uns in dieser Zeit den Sarkophag (Steingrab), der etwas abgelegen unterhalb der Steine am See liegt.

So früh am Morgen waren kaum Menschen unterwegs: eine sehr angenehme Atmosphäre. Ich kann nur empfehlen, früh am Morgen oder spät am Abend zu den Externsteinen zu kommen.

Wir saßen wie auf einer Hühnerleiter auf einem Stein mit Blick auf den Redefelsen der Veleda, genossen die Sonne und warteten. Die Priesterin und Seherin der Bataver wurde Veleda genannt. Oben auf dem Stein soll die Energie besonders stark sein. Einige erkletterten den Redefelsen, um dies auszuprobieren. Der Aufstieg auf den Felsen war  schon schwierig, aber das aufrechte Stehen auf dem Stein erforderte besonderen Mut.

An diesem Morgen hatte Ludwig kein Glück mit dem Schlüssel für die innere Kammer. Wir konnten sie an diesem Tag nur von außen durch das Gitter anschauen. Ludwig wies uns auf den Adler über dem Eingang des alten Heiligtums hin. Außerdem zeigte er uns den Wächter der inneren Kammer. Dieser steht an dem anderen seitlichen Eingang.

Ludwig hatte heute eine selbst angefertigte Irminsul mitgebracht, die Nachbildung der Weltensäule aus Holz. Wir sprachen noch einmal über das Kreuzabnahmerelief. Unter dieser ist eine noch viel ältere Darstellung. Um einen Welten-Baum rankt sich ein Drache, manche sehen hier auch einen Schwan. Der Drache umschlingt das kniende Menschenpaar. Ludwig meint, dass dieser Teil von offiziellen Führern absichtlich nicht besprochen wird.

Dann stiegen wir zur Sternwarte, dem alten Observatorium hinauf. Das kreisrunde Loch, das in die Wand geschlagen wurde, ist schon von unten zu sehen. Ludwig stellt die mittgebrachte Irminsul vor das Loch. Einige Besucher sprachen uns auf die Bedeutung dieses Symbols an. Durch das Loch kann zur Sommersonnenwende gut beobachtet werden, wie die Sonne genau an dieser Stelle aufgeht. In der Nähe ist etwas versteckt ein eingemeißeltes Gesicht an der Wand zu entdecken.

Gegenüber ist der Wackelstein gut zu sehen. Er wurde mit Eisenbeschlägen befestigt, mit der offiziellen Begründung, dass die Gefahr eines Absturzes zu groß ist. Der Wackelstein verliert dadurch seine spirituelle Kraft. Hier wackelt nichts mehr.

Danach stiegen wir zur obersten Plattform hinauf. Hier waren deutlich weniger Menschen unterwegs. In der Mitte der Plattform befindet sich ein unscheinbarer Stein. Ludwig erzählte uns, dass an dieser Stelle die Energie besonders stark sein soll. Nacheinander probierten wir aus wie es ist, auf dem Stein zu stehen. Alle spürten in unterschiedlichen Graden, dass die Energie an dieser Stelle nach oben gerichtet ist.

Nach dem Mittagessen sahen wir uns gemeinsam einen informativen Film über das Thema Runen an. Ein Wissenschaftler sprach darin über seine Forschungsergebnisse zu den alten, auch magisch genutzten Schriftzeichen. Unter anderem hat er die 24 Runen-Symbole in den Jahreskreis übertragen und festgestellt, dass die Runen den Verlauf des Wetters über das Jahr nacherzählen. Die Rune "haglaz" taucht z.B. im August auf, dem Monat mit der höchsten Wahrscheinlichkeit eines Hagelschauers.

Nach dem Abendessen machten wir uns erneut auf den Weg zum Osning. An den Externsteinen steht eine Gruppe, die Lamas dabei hat. Ein exotischer Anblick an diesem Ort. Wir machten natürlich sofort Fotos.

Am Steingrab bereitete Ludwig unser Ritual vor. Er stellte viele Kerzen auf, im Grab, davor und daneben. Nach dem Räuchern konnte sich jede Frau in das Steingrab legen. Von irgendwo tönte sanfte Musik, das Wasser vom See schwabbte ans Ufer, die Kerzen brannten und schenkten diffuses Licht. In Stille erlebte jede Frau ihre ganz eigene Initiation in die Kräfte der Externsteine. Gegen 23 Uhr machten wir uns tief bewegt auf den Rückweg.



Tag 3 – Samstag

Früh am Morgen nahmen wir einen anderen Weg zu den Externsteinen, so dass wir den Blick über den See auf die Rückseite der Steine genießen konnten.

Heute bekam Ludwig den Schlüssel für die innere Kammer. Wir gingen hinein und er schloss hinter uns ab. Ein Besucherpärchen nutzte die Gunst der Stunde und schlüpfte mit uns hinein. Ludwig wies uns auf die seltsamen Kreise an der Wand hin. Sie sind ein natürliches Phänomen. Am Boden der Kammer befinden sich dreiviertel kugelförmige Vertiefungen. Ihr Zweck ist umstritten. Eine Interpretation ist die Sammlung und Fokussierung der Sonnenstrahlen. Wir legten uns hinein und spürten ihre Energie. 

             

Ludwig kennt die beste Stelle, um in den Stein zu tönen. Dieses Loch wurde zu diesem Zweck dort in den Fels geschlagen. Der Schall wird durch die gesamte verwinkelte Kammer getragen. Wir überlegten, ob die heutigen Eingänge erst später angelegt wurden und warum Fenster in den Felsen geschlagen wurden.

Leider hatten wir nur 15 Minuten in der Kammer und mußten sie schweren Herzens wieder verlassen.

Wir stiegen zu den hinteren Felsen auf und genossen die Aussicht. Die Externsteine bestehen aus insgesamt 13 Felsen und erinnern an einen Drachen. Am Stein 10 gibt es tiefe Kuhlen. Ludwig erklärt uns, dass hier bevorzugt bei Vollmond Wasser gesammelt wurde, um die Kraft der Mondin für Rituale zu nutzen. In den größeren Kuhlen setzten wir uns hinein und genossen den Kontakt mit dem Stein. Unter dem Felsen fanden wir eine Kuhle, in die ich mich bequem hineinkuscheln konnte. Sie ist bekannt dafür, sich sehr gut für ein Gespräch mit den Naturgeistern zu eignen.

Dann zeigte uns Ludwig den sogenannten Runenstein. Mit dem Wissen aus dem Film ist unsere Aufmerksamkeit geschärft. Einige Besucher haben an den Runen herumgemeißelt. Wir erkennen nach einiger Zeit die Original-Runen und die Veränderungen. Die an der Außerseite des Steins angebrachten Runen stellen die ersten 6 Steine mit dem Wackelstein, dem Sonnenloch und der Sonne dar. 

Am flachen Teil des Runensteins sehen wir viele Löcher, die heute mit Erde gefüllt sind. Sie werden als Tonlöcher bezeichnet. Früher haben sie sehr weit getönt, aber seit sie verfüllt sind, ist ihre Funktion beeinträchtigt. Wir legten uns auf die Tonlöcher und ließen uns von der Energie des Steins und der Sonne aufladen.

Ein daneben liegender Stein wird als Thronstein bezeichnet und hat eine starke Energie, die zum Auftanken genutzt werden kann.

Zum sogenannten Mutterstein stiegen wir nicht mehr hinauf. Ludwig wies uns darauf hin, dass an diesem Stein früher geklettert werden durfte, dies jetzt aber zum Schutz von brütenden Uhus verboten ist. Am Mutterstein sind ebenfalls Runen angebracht. Ihr Alter ist unklar. Höchstwahrscheinlich sind sie jüngeren Datums als die Runen des Runensteines.

Am Nachmittag machten wir uns auf die Suche nach dem Rhön-Stein. Diese Bezeichnung ist irreführend. An der Stelle befindet sich ein kleiner Dolmen, neben dem ein Gedenkstein für ... Rhön steht. Der Dolmen ist wenig bekannt und wird nur selten besucht. Sogar Ludwig fand den Weg dorthin nicht sofort. Es ist der einzige Dolmen in der näheren Umgebung.

Ludwig hatte uns von der Silberquelle erzählt, die noch zum Kultgebiet des Osnings gehört. Diese Quelle war schon früh als heilkräftig bekannt. Kürzlich wurde nachgewiesen, dass das Wasser Spuren von Silber enthält. Dies erklärt wissenschaftlich die Wirkung des Quellwassers, da Silberionen für ihre gesundheitsfördernde Wirkung bekannt sind. Bei unserem kurzen Abstecher füllten wir uns Wasser in mitgebrachte Flaschen oder Kanister ab.

Direkt im Anschluss trafen wir die Autorin Petra Baumgart im danebenliegenden Hotel ... Dieses Treffen hatte Ludwig kurzfristg für uns arrangiert. Petra Baumgart ist die Autorin der Tanfana-Bücher und schreibt über verschiedene Perioden des einheimischen Widerstandes gegen die patriachalen Eroberer, die sich die Externsteine aneignen wollten. Die Autorin erzählte uns ausführlich von ihrer Forschung und ihren Recherche-Reisen. Gerne signierte sie einige Exemplare ihrer Bücher für uns. Es war ein netter Abend.


Tag 4 – Sonntag

Am Sonntagvormittag fand unsere Abschlussbesprechung in den Aufenthaltsräumen unseres Hotels statt. Ludwig gab uns einige Buchempfehlungen, präsentierte eine Dia-Show über seine gezogenen Verbindungen zwischen den Externsteinen und den Pyramiden in Ägypten und erzählte zum Abschluss einige kleine Geschichten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten wir uns alle voneinander. Für Daniela und mich ging es weiter in die Eifel auf unserer Godereise.

Doreen Doristochter

   

11:16h draußen, Jesus am Kreuz im linken Stein und anderes angeschaut
11:40h interessant gewachsener Baum am Weg nach oben
11:50h Doreen sitzt im Troll-Loch
12:13h die Runen an den Steinen

         


18:00h Feenwiese mit Kunst aus aufgestapelten Steinen und Holz
Steinbruch Aufräumaktion